Surfen am Berg

Dirtsurfen St. Gallen Ein Brett zwischen zwei Speichenrädern. Ein Berg zum runterfahren. Eine Portion Mut und jede Menge Adrenalin: Mehr braucht man nicht zum Dirtsurfen.

Raphael Fisch
Drucken
Der St. Galler Dirtsurfer Ueli Gut «surft» auf der Wiese… (Bilder: pd)

Der St. Galler Dirtsurfer Ueli Gut «surft» auf der Wiese… (Bilder: pd)

Was machen Snowboarder im Sommer? Ohne Schnee ist nichts los. Also warten oder zu weit entfernten Gletschern reisen? Nicht unbedingt: Es gibt seit einigen Jahren eine Alternative. Mit einem Dirtsurfer-Board (einem Brett mit zwei grossen Rädern vorne und hinten) werden auch staubige Wanderwege, holprige Nebenstrassen und grüne Wiesen zu idealen Pisten. Hauptsache, es geht bergab.

Vollgas über Stock und Stein

Kein Wunder kann Dirtsurfen süchtig machen. So geschehen bei Ueli Gut. Der St. Galler ist vor sieben Jahren erstmals auf eines der übergrossen Rollbretter gestiegen und seither nicht mehr davon weggekommen. «Beim Dirtsurfen ist der Spass garantiert», sagt Ueli Gut. Er sei schon immer ein Adrenalin-Süchtiger gewesen. Dirtsurfen verbinde das Fahrgefühl eines Snowboards mit den Möglichkeiten eines Bikes. Also, auf Kies und Teer Vollgas geben oder über Stock und Stein seine Fähigkeiten testen.

Üben mit der Bremse

Dirtsurfen sei aber nicht für Extremsportler reserviert, betont der 34jährige Grafiker. «Es sieht gefährlicher aus, als es wirklich ist.» Die Bewegungen werden wie beim Snowboard mit Gewichtsverlagerungen ausgelöst, weil man dabei aber mit der hinteren Wade auch noch die Bremse niederdrücken muss, braucht es ein bisschen Übung. Wer die Bremse jedoch beherrsche, könne mit dem Dirtsurfer auch gemütlich den Berg hinunterrollen, sagt Gut.

Am Strand und auf dem Berg

Erfunden haben das Dirtsurfen die Australier. Um mit ihren Kite-Drachen auch an Land «surfen» zu können, bauten sie eine Art robustes Skateboard. Sie montierten zwei kleine Speichenräder an die Enden eines Surfbrettes – das eine fest, das andere beweglich, setzten eine Bindung obendrauf und bauten eine Bremse ein. Der Dirtsurfer war geboren. Wie sich schnell herausstellte, eignete sich das neue Gerät nicht nur um sich von einem Drachen ziehen zu lassen, sondern auch um damit einen Berg hinunterzurasen.

Es war Ueli Gut, der das Dirtsurfen schliesslich in die Ostschweiz brachte. Um ihn herum hat sich über die Jahre eine kleine Szene entwickelt. Er überzeugte seine Freunde, es einfach auch einmal auszuprobieren. So ist eine eingeschworene Bande entstanden, deren rund 20 Mitglieder sich regelmässig treffen. Gemeinsam fahren sie runter, wo es runter geht.

Szene in den Kinderschuhen

«Die Szene steckt zwar noch in den Kinderschuhen», sagt der Pionier und vierfache Weltmeister, «hat aber Potenzial.» Tatsächlich bietet das Dirtsurfen einiges: Geschwindigkeiten bis zu 60 Kilometer pro Stunde, frische Luft, Wetterunabhängigkeit und günstige Skilifte im Sommer. Zudem sei das Dirtsurfen gesund und bei öV-Benutzung umweltfreundlich, sagt Ueli Gut. Eine gute Schutzausrüstung mit Helm und Protektoren mache das Ganze auch nicht gefährlicher als Mountainbiken.

www.dirtsurfer-team.ch

…genauso gerne wie im Geröll.

…genauso gerne wie im Geröll.