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Pantone-Farbe des Jahres 2022: Im Ton vergriffen

Irgendetwas zwischen lila Pause, Valiant Bank und Microsoft Teams: Unsere Lifestyle-Autorin kann sich mit dem Trendton «Very Peri», der von Tüftlern aus den USA vorgegeben wurde, nicht so recht anfreunden. Gelinde gesagt.

Rahel Empl
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Kein Brüller: Hollywood-Aktrice Jennifer Lawrence trug den angeblich neuen Farbton von Pantone bereits zu einer Premiere im Jahr 2013. Wirklich überzeugt wirkte sie schon damals nicht.

Kein Brüller: Hollywood-Aktrice Jennifer Lawrence trug den angeblich neuen Farbton von Pantone bereits zu einer Premiere im Jahr 2013. Wirklich überzeugt wirkte sie schon damals nicht.

Bild: Jon Kopaloff/FilmMagic

Alle Jahre wieder im mehr oder minder verschneiten Dezember, wenn ein Gros der Menschen hier im Akkord Guetzli bäckt und sich das Hirn zermartert ob der Frage, was in aller Welt dem Onkel Dingsda, der ja eigentlich schon alles hat, geschenkt werden soll, platzt ein Farbinstitut aus dem fernen Amerika in diese weihnächtliche Disharmonie und verkündet die Trendfarbe fürs kommende Jahr.

Mit «Very Peri» hat Pantone – laut eigener Aussage die Autorität, wenn es um Farben geht – für 2022 einen ganz neuen Ton kreiert. Das klingt ziemlich aufregend. Doch meine Begeisterung erlosch beim Anblick des Tons so schnell wie eine Kerze nach beherztem Gepuste.

Weder Fisch noch Vogel

Das Problem fängt schon bei der Namenskreation an; «Very Peri» klingt irgendwie very doof. Stellen Sie sich zwei Damen bei einem Empfang vor. Die eine sagt mit bewunderndem Blick auf das Kleid der anderen: «Das ist aber ein tolles Lila, das du da trägst», worauf diese meint: «Das ist kein Lila, sondern ‹Very Peri›» – voilà.

Da hilft die Erklärung von Pantone auch nicht, der Name käme von «Periwinkle», Englisch für die Blume Immergrün, deren Blütenfarbe irgendwo zwischen Purpur und Pastellviolett rangiert. Ich bin ja nicht so der Zahlenmensch, aber in dem Fall greife ich gerne auf den Code 17-3938 der Farbe zurück. Und die ist weder Fisch noch Vogel. Weder Flieder, das ich wirklich sehr mag und das tatsächlich krass getrendet hat in diesem Jahr, aber eben, 17-3938 ist für Flieder zu dunkel geraten.

Ein leuchtendes Violett haut auch nicht hin, dafür wiederum wirkt der Ton zu blass. Er ist ein bisschen von allem, irgendwo zwischen Milka, Valiant Bank und Microsoft Teams, sehr wischiwaschig und langweilig. Pantone aber sieht die neue Farbe als «lebhafte, fröhliche Sicht auf die Welt».

Wobei: So neu ist 17-3938 gar nicht. Vor acht Jahren trug Hollywood-Aktrice Jennifer Lawrence zu einer Premiere eine Robe in dem Ton; fröhlich sah sie dabei nicht wirklich aus. Es erklärt sich wohl von selbst, warum die Farbe danach wieder verschwunden ist.

Ich hätte mir für 2022 einen Farbton mit mehr Symbolkraft gewünscht. Ein sattes leuchtendes Grün etwa. Das hätte Signalwirkung gehabt, ist doch Grün die Farbe der Hoffnung, und davon können wir jetzt wohl alle eine Extraportion gebrauchen. Nicht nur für die Last-Minute-Geschenksuche, sondern ganz allgemein fürs kommende Jahr.