Richtig bitter: Die Sternwurzel

Eingesetzt wird das Heilkraut vor allem bei Unfruchtbarkeit und bei einer Neigung zu Fehlgeburten.

Ulrike von Blarer Zalokar
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Sternwurzel. (Bild: Tom Potterfield)

Sternwurzel. (Bild: Tom Potterfield)

Einer der Ersten, der die Sternwurzel oder Aletris in den Kanon der Heilkräuter aufnahm, war der US-Mediziner und Botaniker Jacob Bigelow. Im frühen 19. Jahrhundert erkundete er die Pflanzenwelt rund um Boston und entdeckte eine Pflanze, die aussah, als wäre sie von Mehl bestäubt: Aletris farinosa, die mehlige Getreide Mahlende. Aletris wächst im Osten Nordamerikas, ganzjährig, in lichten, offenen Wäldern, auf eher sandigen und feuchten Böden. Sie blüht von Mai bis August, ihre Blüten sehen aus wie weisse Glocken. Heute ist Aletris ­geschützt, wer also die Ferien im atlantischen Nordamerika verbringt: nicht pflücken. Dort heisst Aletris «true unicorn», wahres Einhorn. Bei uns sprechen wir von der Sternwurzel.

Bitterkeit bringt die Säfte ins Fliessen

Bigelow beobachtete, wie die Indianer Aletris einnahmen: Sie bereiteten sich einen Sud aus der getrockneten Wurzel. Diesen Sud nahmen sie bei Bauchschmerzen, bei Koliken, Durchfall, auch bei Rheuma, die Frauen bei Beschwerden mit der Menstruation. Angenehm zu trinken ist der Sud nicht. Bigelow schrieb, er kenne keine Pflanze, die Aletris an «echter, intensiver und permanenter Bitterkeit» übertreffe.

Doch Bitterkeit bringt Speichel und Magen- und Gallensäfte ins Fliessen, und das ist gut für die Verdauung. Zudem soll Aletris in hohen Dosen auch schmerzlindernd wirken, geradezu betäubend, aber auch brechreiz­fördernd.

Reduziert Hitzewallungen und lindert Prostataleiden

Für die Frauenheilkunde ist ­Aletris besonders interessant: Die Sternwurzel ist ein oft gewähltes Kraut bei krampfartigen Schmerzzuständen während der Menstruation. Bei Unfruchtbarkeit und Neigung zu Fehlgeburten ist Aletris für viele Naturheilpraktiker das Kraut ihrer Wahl. Aletris enthält Diosgenin, eine Vorstufe von Progesteron, das ja eine wichtige Funktion hat: Es lässt die Gebärmutterschleimhaut wachsen und bereitet sie auf eine befruchtete Eizelle vor.

In den Wechseljahren soll Diosgenin Hitzewallungen reduzieren und sexuelle Lust steigern, bei Männern Prostatabeschwerden lindern. Weil Aletris die Gebärmutter stimuliert, nicht nach der Empfängnis einnehmen.

Ulrike von Blarer Zalokar leitet die Heilpraktikerschule Luzern. www.heilpraktikerschule.ch