Arbeitswelt
So sehen die Jobs der Zukunft aus

Maschinen werden unsere Arbeit machen. Jeder zweite Beruf wird aussterben. Doch es wird auch neue Jobs geben. Was könnten Sie in zwanzig Jahren arbeiten? Unsere zwölf Vorschläge.

Silvia Schaub und Raffael Schuppisser
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Ist ein Seitensprung mit einem Roboter anders zu bewerten als mit einem Menschen? Um Antworten auf diese und andererelevanten Fragen des Alltags zu finden, könnten wir in Zukunft Roboter-Ethiker brauchen.

Ist ein Seitensprung mit einem Roboter anders zu bewerten als mit einem Menschen? Um Antworten auf diese und andererelevanten Fragen des Alltags zu finden, könnten wir in Zukunft Roboter-Ethiker brauchen.

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Die Fortschritte in der Robotik und der künstlichen Intelligenz werden dazu führen, dass ein Grossteil unserer Arbeit von Maschinen übernommen wird. «Viele Berufe, die wir heute kennen, werden verschwinden», sagte Karin Frick, die Chef-Forscherin des Gottlieb-Duttweiler-Instituts (GDI) letzte Woche in der «Nordwestschweiz».

Gemäss einer Studie der Oxford Martin School werden in den USA 47 Prozent aller Jobs sehr wahrscheinlich innerhalb der nächsten zwei Dekaden der Automatisierung zum Opfer fallen. Für Industriestaaten in Europa wie die Schweiz dürfte es ähnlich aussehen. Experten sprechen vom grössten Umbruch seit der industriellen Revolution.

Doch die Umwälzung wird nicht nur Jobs vernichten, sondern auch neue schaffen. So war das auch früher: Die Industrialisierung hat neue Jobs in den Fabriken geschaffen und die Computerisierung hat in den letzten drei Jahrzehnten neue Berufe wie Webdesigner, Programmierer oder Computerspiel-Designer hervorgebracht.

Welche neuen Berufe wird die neue Welle der Automatisierung und Digitalisierung hervorbringen? Um die aufregendsten Berufe der Zukunft zu finden, haben wir eine Studie der Trendforscher von Fast-Future herangezogen, uns von den Gedanken des Zukunftsberaters Gerd Leonhard sowie der Trendforscher vom GDI inspirieren lassen und selber nachgedacht. Entstanden ist diese Liste.

1. Virtueller Reiseleiter

Reisen sind der grosse Luxus der Zukunft. Sie kosten Zeit – und auch Geld. Nicht alle Reiselustigen haben beides zur Verfügung. Das ist auch gar nicht nötig, denn der virtuelle Reiseleiter bringt Sehenswürdigkeiten, Städte und Naturschauspiele bequem ins Wohnzimmer. Dank Technologien wie Hologrammen, Telepresence und Virtual Reality erlebt man diese, als wäre man selbst dort. Und braucht sich erst noch nicht um Gefahren sorgen, die auf Reisen lauern können.

2. Datenarchäologe

Sie sind die Hacker der Zukunft. Nur, dass die Datenarchäologen nicht neue Technologien knacken, sondern wider das digitale Vergessen handeln. Sie wühlen in alten Datenbanken, suchen auf Flohmärkten und in alten Fabriken nach Disketten, Lochkarten und Magnetbändern, um diese dann mit viel Aufwand zu entschlüsseln und alte Daten und Informationen in die Neuzeit zu retten.

3. Gedächtnis-Chirurg

Den ganzen Körper können wir uns heute verschönern lassen – von den Lippen über den Busen bis zum Fettabsaugen an den Oberschenkeln. Nun gehts auch dem Gehirn an den Kragen. Dafür wird der Gedächtnis-Chirurg künftig belastende Erinnerungen ausradieren können, sodass wir sozusagen von innen heraus zur Schönheit und Zufriedenheit finden.

4. Biofilm-Installateur

Es wird künftig Technologien geben, die uns helfen, Abwasser und den eigenen Abfall zu Hause zu recyceln. Daraus können sogenannte Biofilme gewonnen werden, also Zellschichten mit Mikroorganismen, die später auf Wände aufgetragen werden und für ein gutes Raumklima sorgen. Der Biofilm-Installateur entwickelt Ideen für energieeffiziente Gebäude und berät mit seinem Fachwissen in Biologie, Chemie, Klima- und Sanitärtechnik Kunden, wie sich die Biofilme im Haus anbringen lassen.

5. Gesundheits-Navigator

Smarte Armbänder und schlaue Kleider werden eine Vielzahl von Gesundheitsdaten aufzeichnen: Kalorienverbrauch, Schlafphasen, Puls, Anzahl Schritte, Stresslevel und vieles mehr. Diese Daten lassen sich mit den Genomdaten verbinden und mit anderen Menschen abgleichen. Doch welche Schlüsse soll man aus dem Datenmeer ziehen? Hier helfen uns Gesundheits-Navigatoren, die an die Stelle der Hausärzte treten.

6. Offline-Therapeut

Seit Social-Media und Smartphones unser Leben bestimmen, sind wir ständig online. Damit wir nicht von Push-Informationen, Breaking News, Mails und Updates erschlagen werden, zeigt uns der Offline-Therapeut, wie man leben kann, ohne stets digital vernetzt zu sein. Und zwar so, dass auch nicht das Gefühl aufkommt, etwas zu verpassen.

7. Roboter-Ethiker

Das Zusammenleben mit Robotern wird eine Vielzahl neuer Fragen aufwerfen. Haben Roboter auch Rechte? Darf man einen Roboter mit höherem Bewusstsein für ein Menschenleben opfern? Wenn ein Roboter tötet, ist der Roboter schuld oder der Programmierer? Ist ein Seitensprung mit einem Roboter anders zu bewerten als mit einem Menschen? Solche Dilemmata klären Roboter-Ethiker.

8. Privatsphäre-Manager

Je mehr Daten gesammelt und verknüpft werden, desto schwieriger wird es seine Privatsphäre aufrechterhalten zu können. Wer in Zukunft nicht völlig gläsern werden will, tut gut daran, einen Privatsphäre-Manager zu engagieren, der die Datenschutzeinstellungen der Nutzer kontrolliert, Spuren im Netz löscht oder ändert und Daten befreit, die sich Institutionen, Firmen und Medien einverleibt haben.

9. Supervisor für künstliche Intelligenz

Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden uns im Alltag und in der Arbeitswelt unterstützen. Künftige persönliche Assistenten werden um ein Vielfaches schlauer sein als Siri oder Google Now. Doch wie nutzen wir diese Werkzeuge am effektivsten? Und sind die Algorithmen wirklich so justiert, dass sie uns helfen? Oder von einem Konzern so eingestellt, dass sie uns manipulieren? Supervisors werden uns dabei helfen, dass die Algorithmen wirklich für uns und nicht gegen uns arbeiten.

10. Avatar-Designer

In Zukunft werden wir unseren Mitmenschen in virtuellen Welten vermehrt mit Avataren gegenübertreten. So können wir «unseren» Körper und «unser» Gesicht selbst gestalten, was Diskriminierungen aufgrund des Aussehens verunmöglicht. Doch welchen Avatar wählen wir in welchen Situationen, um die besten Bedingungen für ein konstruktives Gespräch zu schaffen? Ein Avatar-Designer unterstützt uns bei der Gestaltung unserer virtuellen Alter Egos.

11. Simplizitäts-Manager

Arbeitsabläufe werden immer komplexer und umfangreicher. Experten für Einfachheit sind deshalb gefragt. Sie sind sowohl Manager wie auch Mathematiker und Psychologe. Gebraucht werden die Simplizitäts-Experten in Unternehmen, um die täglichen Abläufe auf ein simples Mindestmass herunter zu brechen: Aus 15 Schritten im Prozessablauf werden sieben gemacht, aus zwanzig Stunden Arbeit fünf.

12. Fortpflanzungs-Berater

Social Freezing, In-vitro-Fertilisation, Leihmutter, Designer-Baby oder doch lieber ein Baby beim Sex zeugen? Die Möglichkeiten in der Zukunft werden riesig sein. Ein Fortpflanzungs-Berater hilft, die richtige Methode für Paare und Einzelpersonen zu finden. Dabei berechnet dieser anhand der möglichen Gen-Kombinationen von Vater und Mutter die Chancen für das Wunschkind.