Schweizer wollen selber fahren

Eine Mehrheit der Schweizer Autofahrer lehnt autonomes Fahren noch ab. Die meisten können sich nicht vorstellen, das Steuer einem Computer in die Hand zu geben.

Bruno Knellwolf
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Ein Autofahrer faehrt mit Hilfe des Autopilotsystems eines Teslas. (Symbolbild: Gaetan Bally/Key)

Ein Autofahrer faehrt mit Hilfe des Autopilotsystems eines Teslas. (Symbolbild: Gaetan Bally/Key)

Die Forschung zum autonomen Fahren läuft auf Hochtouren. ­Einige Autohersteller haben in den letzten Jahren mit grossem Medienecho ihre Prototypen selbstfahrender Autos präsentiert. Doch kaum einer hat bis anhin gefragt, ob die Autofahrer das Steuerrad eigentlich einem Autopiloten überlassen wollen. Wollen sie nicht – zumindest in der Schweiz, im Gegensatz zu Schwellenländern wie China, Türkei und Brasilien wie eine gestern veröffentlichte Studie des SBB Labs der Universität St. Gallen zeigt.

Spricht man von autonomen Fahrzeugen, meint man in der Regel, dass dieses Auto eine Strecke ohne Zutun eines Fahrers überwinden kann. Er muss dafür nicht einmal im Fahrzeug sitzen. Dieses vollautomatisierte Fahren ist der letzte von fünf Automatisierungsgraden. Davor gibt es noch assistiertes Fahren, teil-, bedingt- und hochautomatisiertes Fahren, bei dem der Fahrer das Steuer zumindest noch in Griffweite hat. Teilautomatisiertes Fahren ist in modernen Autos schon gang und gäbe, Stau- und Parkassistenten und Abstandshalter mit Tempomat werden geschätzt.

Je weniger Einfluss, desto grösser die Skepsis

Gefragt wurde in der Studie aber nach dem völlig autonomen Fahren, das demnach nur 5,2 Prozent der Befragten bevorzugen würden. Je weniger der Fahrer in das Fahrgeschehen eingreifen kann, desto grösser ist die Skepsis gegenüber der Technologie, wie Christian Laesser und Daniel Bazzi vom SBB Lab der Uni St. Gallen schreiben. Insbesondere für Personen, die noch keine Erfahrungen mit heutigen Assistenzsystemen gemacht haben, ist die Vorstellung unangenehm, die Kontrolle abzugeben und der Technologie vertrauen zu müssen. Neben der Sicherheit werden vor allem Bedenken bezüglich Haftungsfragen und Datenschutz geäussert. Auch die Angst vor dem Verlust von Kontrolle ist präsent. Und schliesslich schätzen Autofahrer auch den Fahrspass, der wohl verloren ginge, sitzt der Autopilot am Steuer.

Die 2000 online Befragten sehen auch Vorteile: Niedrigerer Kraftstoffverbrauch, Zeitgewinn, ein besserer und sicherer Verkehrsfluss sowie Vorzüge in der Mobilität im Alter. Am meisten geschätzt würde die Erleichterung bei Stop-and-Go-Fahrten und auf langen Fahrten in die Ferien.

Interessanterweise sind die jüngsten Befragten zwischen 18 und 29 am wenigsten interessiert am autonomen Fahren, Männer grundsätzlich mehr als Frauen. Die Mehrheit der Befragten geht zudem davon aus, ein autonomes Auto nicht mehr selbst zu besitzen. Die persönliche Beziehung des Fahrers zum selbstfahrenden Auto nehme wohl ab, sagt Laesser. Die Technologie für das autonome Fahren möge schon fast bereit sein, die Menschen seien es aber noch nicht, schreiben die Studienautoren.