Games
Schweizer Computerspiele stehen bei bedeutender Game-Messe im Rampenlicht

Ovid als Game und ein Brettspiel fürs Tablet – hiesige Startups überzeugen an der Game Developer Conference (GDC) in San Francisco mit ihrer Kreativität.

Patrick Züst, San Francisco
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Schweizer Spiele-Entwickler machen an der Game Developer Conference in San Francisco mit innovativen Gameplays auf sich aufmerksam.

Schweizer Spiele-Entwickler machen an der Game Developer Conference in San Francisco mit innovativen Gameplays auf sich aufmerksam.

az/Patrick Züst

Der rote Teppich ist wieder ausgerollt, das Land darf wieder stolz sein. Nachdem vergangene Woche gleich zwei Schweizer Filme an der Oscar-Verleihung in Los Angeles mitmischten, stehen diese Woche einige hundert Kilometer nördlich, in San Francisco, die Schweizer Games im Rampenlicht. Dort findet gerade die Game Developer Conference (GDC) statt, welche mit über 25'000 Teilnehmern zu den bedeutendsten Konferenzen der Branche gehört.

Es ist ein Festival gigantischen Ausmasses, welches die komplette Stadt für sich einnimmt. Grosse Tech-Firmen und Game-Publisher stellen hier ihre neusten Entwicklungen vor. Dabei ist auch die Schweiz mit von der Partie: Insgesamt 19 Game-Studios präsentieren diese Woche ihre aktuellen Projekte an der GDC – so viele wie noch nie zuvor. Die Schweizer Startups machen dabei mit innovativen Gameplays auf sich aufmerksam, mit elegantem Design und mit ebendiesem roten Teppich.

An der GDC ist die Schweiz unübersehbar. In einer ansonsten doch recht farblosen Expo-Halle ziehen die komplett in rot gehüllten Ausstellungsstände alle Blicke auf sich. Im Gespräch mit anderen Teilnehmern wird schnell klar, dass die kleine Schweiz mit ihrem engagierten Auftritt und der Grösse ihrer Delegation für Eindruck sorgte. Das ist wichtig. Denn bei der GDC geht es nicht nur um Spiel und Spass, sondern vor allem darum, mit Investoren, Game-Vertrieben und der ausländischen Fachpresse in Kontakt zu kommen.

Brettspiel fürs Tablet Brettspiele begeistern seit je mit ihren haptischen Elementen – Games hingegen beeindrucken mit der digitalen Vielfalt. Das Genfer Studio «Tourmaline» verbindet, was eigentlich so gar nicht zusammenpasst: Bei «Oniri Islands» ist zwar das Spielfeld digital, die Figuren aber sind analog. Das Game richtet sich primär an Familien und erzählt die Geschichte von Mina und Tim. Die beiden Hauptcharaktere werden als Spielfiguren auf einem Tablet platziert, interagieren dann direkt mit dem Bildschirm und erkunden so die surreale Insel. Es ist ein schönes Spiel mit liebevoll gestalteten Grafiken, das in Zukunft zu einer ganzen Serie ausgebaut werden soll. Auf den Markt kommt das Game nach einer Crowdfunding-Kampagne, die Mitte März beginnt.
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Selber Games machen Was über das Kochen gesagt wird, trifft auch auf Games zu: Selbstgemacht ist einfach besser. Deshalb haben die beiden Entwickler von «Struckd» eine Plattform entwickelt, mit der jeder schnell und ohne Vorkenntnisse simple 3-D-Games erstellen kann. Diese können anschliessend ins Internet geladen und dort mit der ganzen Welt geteilt werden Bereits jetzt formiert sich eine starke Community rund um das Game; die Grundidee findet Anklang. Entscheidend wird aber sein, ob es die Entwickler schaffen, das Game mit genügend Funktionen auszustatten, damit der Nutzer auch tatsächlich kreative Projekte umsetzen kann. Finanziert wird das Ganze mithilfe von gesponserten 3-D-Modellen innerhalb des Spiels. So hat beispielsweise Audi dafür bezahlt, dass die «Struckd»-Autos ihre Marke haben.
Ovid als Computerspiel Die lateinischen Gedichte von Ovid existieren seit Jahrtausenden. Das Game-Studio «Aprobado» will den epischen Text jetzt auf eine neue, ungewohnte Weise erzählen: Wird das Tablet vertikal gehalten, kann man die Gedichte in gewohnter Form normal lesen. Sobald man das Gerät aber dreht und horizontal hält, verwandelt sich der statische Text in ein dynamisches Game, bei dem die Geschichte auf ganz andere Art erzählt und je nachdem sogar ganz neu geschrieben wird. Als Nutzer wird man selber Teil davon und steuert die Hauptfigur durch die Fantasiewelten Ovids. «Metamorphoseon» soll nächstes Jahr auf den Markt kommen, begleitet von einem Buch, welches die sonderbar schönen Zeichnungen auch auf das klassische Papier statt nur auf den Bildschirm bringt.
Schweizer Konsole Das Schweizer Studio «N-Dream» hat eine Game-Konsole entwickelt, für die es keine teuren Geräte braucht, keine Kabel und vor allem keine Controller, welche man nicht sowieso schon immer dabei hat. Um auf der «AirConsole» zu spielen, braucht es nämlich lediglich einen Bildschirm mit Internet-Zugang und ein Smartphone. Gezockt wird kostenlos und direkt im Browser. Derzeit entwickeln rund tausend Programmierer aus der ganzen Welt neue Games für die Plattform. Das grösste Potenzial hat «AirConsole» sicher, wenn mehrere Spieler gegeneinander antreten. Weil als Controller ein Smartphone genügt, kann man spontan spielen und so könnte die Konsole – zumindest im Bereich der Party-Spiele – etablierten Geräten durchaus Konkurrenz machen. Über 40 Spiele sind bereits jetzt verfügbar.

Brettspiel fürs Tablet Brettspiele begeistern seit je mit ihren haptischen Elementen – Games hingegen beeindrucken mit der digitalen Vielfalt. Das Genfer Studio «Tourmaline» verbindet, was eigentlich so gar nicht zusammenpasst: Bei «Oniri Islands» ist zwar das Spielfeld digital, die Figuren aber sind analog. Das Game richtet sich primär an Familien und erzählt die Geschichte von Mina und Tim. Die beiden Hauptcharaktere werden als Spielfiguren auf einem Tablet platziert, interagieren dann direkt mit dem Bildschirm und erkunden so die surreale Insel. Es ist ein schönes Spiel mit liebevoll gestalteten Grafiken, das in Zukunft zu einer ganzen Serie ausgebaut werden soll. Auf den Markt kommt das Game nach einer Crowdfunding-Kampagne, die Mitte März beginnt.

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Kulturförderung für Games

Hinter dem Aufschwung der Schweizer Game-Industrie steht kein privater Investor, sondern eine öffentlich-rechtliche Stiftung: Pro Helvetia ist vor allem für ihr Engagement in den Bereichen Musik und Literatur bekannt. Seit 2010 fördert sie aber auch Schweizer Game-Startups – nicht nur mit finanziellen Subventionen, sondern auch mit einem langfristigen Mentoren-Programm. Und weil der amerikanische Markt für die Game-Industrie nach wie vor entscheidend ist, übernimmt auch Swissnex San Francisco eine immer wichtigere Rolle in dieser Branche. Die Institution, welche zu einem Drittel vom Bund finanziert wird, will mit dem neuen Projekt DART17 zukünftig unter anderem Schweizer Game-Startups fördern und ihnen so den Einstieg in den amerikanischen Markt ermöglichen.

Solche Initiativen sind wichtig, denn die Schweizer Games haben Potenzial. Das hat sich diese Woche einmal mehr gezeigt: Ähnlich wie bei den Oscar-Verleihungen hat man sich zwar auch bei den GDC-Awards von den grossen amerikanischen Studios geschlagen geben müssen, aber die Schweiz holt auf. Aus San Francisco stellen wir vier vielversprechende Schweizer Game-Entwicklungen vor, die bald für Furore sorgen könnten.