Wie kondoliere ich angemessen bei einem Trauerfall?

Der Vater meines Bekannten ist unerwartet gestorben. Die Abdankungsfeier findet unter der Woche statt und ich müsste im Büro einen Ferientag eingeben. Ist es unanständig, der Beerdigung fern zu bleiben? Und darf ich via SMS kondolieren oder soll ich meinen Bekannten besser anrufen?

Doris Pfyl*
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Leider ist das Thema Sterben in der heutigen Zeit oft ein Tabuthema. Viele wissen nicht (mehr), wie sie auf ein solches Ereignis reagieren sollen. Dabei ist es ganz einfach. Soziale Kompetenz und Menschenfreundlichkeit sind in einer solchen Situation elementar. Egal ob ein Todesfall plötzlich eingetreten ist oder vorhersehbar war: Trauernde brauchen in dieser schwierigen Situation die Begleitung von Freunden und Bekannten. Nur so lässt sich der schmerzliche Verlust verarbeiten.

Doris Pfyl

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Wenn Sie von Ihrem Bekannten via SMS vom Tode seines Vaters informiert wurden, können Sie auf diese Mitteilung reagieren und Ihre Betroffenheit kundtun. Danach ist ein Besuch oder eine telefonische Kontaktnahme angemessen, so dass der Trauernde erzählen kann. Das hilft dem Betroffenen zu begreifen, was passiert ist.

Auch das Verfassen eines persönlichen Briefes ist eine sehr schöne und angemessene Reaktion auf ein solches Ereignis. Sätze wie «Die Zeit heilt alle Wunden» oder «Es muss weiter gehen» sollte man aber vermeiden. Passender ist ein aufrichtiges «Es tut mir sehr leid», «Mein herzliches Beileid» oder «Es geht mir nahe, was dir passiert ist. Bitte lass es mich wissen, wenn ich dich unterstützen kann». Oft werden Kondolenzkarten von den Hinterbliebenen immer wieder gelesen und über Jahre aufbewahrt. Für viele sind sie auch später, nach der ersten Zeit des Trauerns, Zeichen von Mitgefühl und tun deshalb gut.

Besuchen Sie wenn möglich die Abdankungsfeier. Sie zeigen damit, dass Sie Anteil nehmen. Treffen Sie 15 Minuten vor Beginn der Abdankung ein. Es ist unpassend, in letzter Minute in die Kirche zu huschen und dabei ungewollt Aufmerksamkeit zu erhalten.

Eine Trauerfeier bietet Angehörigen wie Gästen die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Auch kann das Leben des Verstorbenen noch einmal gewürdigt werden. Jeder Mensch hinterlässt eine ganz persönliche Spur.

Nicht selten lädt die Trauerfamilie nach der Abdankung zum Leidessen ein. Eine Gelegenheit, über den Verstorbenen zu sprechen, Anekdoten zu erzählen und vielleicht auch, miteinander zu lachen. Auch wenn die Trauernden signalisieren, dass sie möglichst schnell zurück in den Alltag finden möchten, sollten die Gäste darauf achten, wie viel Fröhlichkeit die Hinterbliebenen tatsächlich aushalten. Nach einem Leidessen verabschiedet man sich persönlich und spendet mit einem Händedruck oder einer Umarmung noch einmal Trost.

Natürlich können wir Trauernden die Trauerarbeit nicht abnehmen. Aber wir können für Freunde und Kollegen da sein und sie bei der Trauerarbeit unterstützen. Diese kann sogar Jahre dauern. Fragen Sie also immer wieder nach, wie es betreffenden Menschen geht und zeigen Sie Anteilnahme für den Kummer von anderen.

* Doris Pfyl ist Knigge-Trainerin, Farb- und Modestilberaterin sowie Ausbildnerin des Schweizer Fachverbands FSFM, www.imagemodestil.ch