An der Sekundarschule meiner Tochter sind Trainerhosen im «normalen» Unterricht schlicht verboten. Andererseits dürfen die Schüler löchrige Jeans tragen, weil diese in Mode sind. Trainerhosen sind jedoch auch in Mode – warum also sollte man diese nicht tragen dürfen? Passt das zusammen?
Sie sprechen ein äusserst diffiziles Thema an. Die vermeintlich passende Kleidung im Schulzimmer sorgt immer wieder für heftige Diskussionen. Unterschiedlichste Meinungen prallen aufeinander. Durch die immer legerer werdende Kleidung in allen Bereichen sehen sich auch Schulen genötigt, einen Dresscode einzuführen. Schliesslich sollen Kinder und Jugendliche früh merken, dass das Schulzimmer eine Art Arbeitsort ist.
Deshalb werden Standards festgelegt. Einige Eltern vertreten aber die Meinung, dass Kleidervorschriften einen Eingriff in die persönliche Freiheit darstellen. Folglich entstehen Konflikte mit Schülern und Eltern. Für Bildungsstätten ist das eine stete Herausforderung.
Juristisch gesehen lassen sich selbstverständlich keine Kleiderordnungen an Schulen durchsetzen. Theoretisch darf sich jeder so kleiden, wie es ihm gefällt. Allerdings gilt im Schulzimmer das Motto: Erlaubt ist, was den Unterricht nicht stört. Und es gibt durchaus Kleidung, die stört. Ein Dauerthema sind sicher Dächlikappen und Mützen. Im Weiteren sind es die hautengen oder transparenten Kleidungsstücke und die sichtbar getragene Unterwäsche. Auch provokative Bekleidungsteile, mit denen die Zugehörigkeit zu einer Gruppe demonstriert wird, sind tabu, ja sogar verboten an Schulen.
Nun stellt sich die Frage, ob Jogging-Pants – auch Baggys genannt – den Unterricht ebenfalls stören. Und Sie haben natürlich Recht: Diese sind nicht vergleichbar mit bereits erwähnten Teilen. Aber aus Jersey gefertigt, vermitteln sie einen sehr legeren Eindruck und erinnern stark an eine Home-Dress-Hose. Darum vertreten Schulen den Standpunkt, dass Trainerhosen jeglicher Art nur in der Freizeit oder in der Turnhalle zu tragen sind. Das strikte Durchziehen dieser Bestimmung verhindert Diskussionen, ob es sich in einzelnen Fällen um eine Trainerhose im herkömmlichen Sinn handelt oder um die edle Variante aus der Abteilung für Oberbekleidung.
Jeans wiederum sind Stoffhosen mit Bund und (hoffentlich) ordentlichem Verschluss. Deshalb sind sie auch in modischer Ausführung an Schulen erlaubt. Allerdings müsste es meiner Meinung nach auch hier klarere Regeln geben. Die Bildungsstätte ist kein Laufsteg, und deshalb haben sehr trendige Teile nichts im Schulzimmer verloren. Die von Jugendlichen so leidenschaftlich getragene, stark zerschlissene Jeans gehört dieser Kategorie an.
Kinder und Jugendliche sollten sensibilisiert werden, wie sehr ihre Kleidung Eindrücke hinterlässt. In der Freizeit kann getragen werden, worauf man Lust hat. In anderen Lebensbereichen ist es besser, sich an Regeln zu halten. Selbstverständlich sind auch die Lehrer in der Pflicht. Sie sollten ein gutes Beispiel sein.
* Doris Pfyl ist Knigge-Trainerin, Farb- und Modestilberaterin sowie Ausbildnerin des Schweizer Fachverbands FSFM. www.imagemodestil.ch