Kolumne
Papa-Blog: Wie ich zum Vater von Prinzessin Elsa wurde

Das Merchandising von Walt Disneys Film «Frozen» hat durchschlagenden Erfolg, bis in alle Bereiche unseres Haushalts.

Martin Oswald
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(Bild: AP Photo/Natacha Pisarenko)

(Bild: AP Photo/Natacha Pisarenko)

Fernsehhund Lassie gab es auch als Plüschtier und K.I.T.T. als Spielzeugauto. Später schenkte Oma ein Fasnachtskostüm von Aladdin oder eine Musik-CD von «The Lion King» zu Weihnachten. Mama musste Schulhefte im Addams-Family-Papier einpacken und damit leben, dass ein Ninja-Turtles-Poster die Zimmertür verklebte. Mehr war da früher nicht.

Heute bricht ein Tsunami nach dem anderen aus der Unterhaltungsindustrie über die Familie herein. Hollywood hat sich neben der Filmproduktion auch in Sachen Merchandising weiterentwickelt. So wird heute passend zum Kinderfilm eine gigantische Produktpalette angeboten, die kein Kind kalt und kein elterliches Portemonnaie unangetastet lässt.

Die grösste Welle hat «Frozen» ausgelöst, 2013 mit dem deutschen Titel «Die Eiskönigin - Völlig unverfroren» veröffentlicht. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von 1,3 Milliarden US-Dollar ist der zweifache Oscar-Gewinner der bisher erfolgreichste Animationsfilm.

Dass wir Eltern im Sturm der Begeisterung unserer Kinder a) den Film, b) sämtliche Charaktere und c) die Bewegungen von Prinzessin Elsa und ihren Gefährten lernen müssen, das versteht sich von selbst. Doch was in den Monaten danach kommt, müsste vor Gericht als Nötigung verurteilt werden.

Von dieser lieben, süssen, putzigen und kecken Prinzessin gibt es nicht nur den Film. Nein. Es gibt Elsa-Zahnpasta, Elsa-Unterhosen, Elsa-Puzzles, Elsa-Joghurt, Elsa-Puppen, Elsa-Velos, Elsa-Pyjama, Elsa-Lampen, Elsa-Besteck, Elsa-Rucksäcke, Elsa-Frühstücksmüesli, und natürlich die komplette Ausrüstung vom Elsa-Zopf, über den Ring, das hellblaue Glitzerkleid und die passenden Elsa-Schuhe. Und weil mein vierjähriges Töchterchen diese Elsa über Nacht zur besten Freundin erklärt hat, wird unsere Wohnung fortan von Walt Disney Stück für Stück infiltriert und in Beschlag genommen.

Höhepunkt für alle Beteiligten: Die tägliche Aufführung des Titelsongs in voller Elsa-Ausrüstung und mit den perfekt imitierten Bewegungen aus dem Film. Was könnten wir Geld mit diesem Video verdienen! Aber diesen Kinderruhm überlassen wir gerne anderen.

Das Elsa-Kleid wurde weltweit über drei Millionen mal verkauft. Der gesamte Merchandising-Umsatz des Films wird auf mehrere Milliarden US-Dollar geschätzt. Und wie Geburtstagspartys in St.Gallen zeigen, hat auch die Ostschweiz kräftig zu diesem Umsatz beigetragen. Die gute Nachricht aus Papa-Sicht: Die kindliche Begeisterung schmilzt nach ein paar Monaten dahin, so wie Elsas Freund Schneemann Olaf. «Hi, ich bin Olaf und ich liebe Umarmungen.»

Martin Oswald (39) lebt mit drei Frauen am Stadtrand von St.Gallen. Die eine (35) hatte er um ihre Hand angehalten, die andere (11) bekam er als Patchwork-Geschenk und die dritte (4) ist 100% Self-Made.