Klima
Ozonschicht schwindet immer noch – trotz Bann von Treibhausgasen

Der Bann von Treibhausgasen hätte den Rückgang des Ozons stoppen sollen. Jetzt zeigen Schweizer Forscher, dass das nur bedingt möglich ist.

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Bis nach Rikitea in französisch Polynesien sind die Auswirkungen des Ozonlochs über der Antarktis zu spüren.

Bis nach Rikitea in französisch Polynesien sind die Auswirkungen des Ozonlochs über der Antarktis zu spüren.

Wikimedia Commons

Die Fachwelt ging bisher davon aus, dass sich die globale Ozonschicht bis Mitte Jahrhundert vollständig erholen wird. Denn seit 1998 nimmt Ozon in der oberen Stratosphäre wieder deutlich zu. Auch über den Polregionen erholt sich die Stratosphäre.

Anders sieht es im unteren Teil der Stratosphäre aus. Ein internationales Team unter Leitung von Forschenden der ETH Zürich und des Physikalisch-Meteorologischen Observatoriums Davos stellt fest, dass trotz des Banns des klimaschädlichen Treibhausgases FCKW die Konzentration von Ozon dort weiter zurückgeht.

Weniger ozonschädlich, aber ...

Der Nachweis gelang dem Team mit-hilfe von Satellitenmessungen der letzten drei Jahrzehnte und hoch entwickelten statistischen Methoden. Über ihre Arbeit berichten die Wissenschaf- ter aktuell im Fachjournal Atmospheric Chemistry and Physics.

Die Gründe für den anhaltenden Rückgang sind noch unklar. Die Autoren haben aber zwei mögliche Erklärungen: Zum einen verändert der Klimawandel das Muster der atmosphärischen Zirkulation, welche die Luft aus den Tropen schneller und tiefer polwärts transportiert, sodass weniger Ozon gebildet wird.

Zum anderen nehmen sehr kurzlebige, chlor- und bromhaltige Chemikalien zu und könnten vermehrt in die untere Stratosphäre gelangen. Etwa durch intensivere Gewitterstürme. Die ozonzerstörenden Chemikalien sind teils natürlichen, teils grossindustriellen Ursprungs. Einige sind Ersatzstoffe für FCKW. Diese sind zwar weniger ozonschädlich, aber nicht neutral.

Folgen unbekannt

Welche Folgen der fortgesetzte Ozonschwund in der unteren Stratosphäre für Mensch und Ökosystem hat, lässt sich noch nicht abschätzen. Für Thomas Peter, ETH-Professor für Atmosphärenchemie und Mitautor der Studie, sind die Erkenntnisse zwar besorgniserregend. Aber nicht alarmierend.

«Der jetzt festgestellte Rückgang ist weit weniger stark als vor Inkrafttreten des Montrealer Protokolls.» Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich im Rahmen des Abkommens unter anderem zur Reduktion des Ausstosses von klimaschädlichen Stoffen wie FCKW.

Laut Peter zeigt sich die Wirkung des Protokolls zwar anhand der Trendumkehr in der oberen Stratosphäre und an den Polen. «Aber wir müssen die Ozonschicht und ihre Funktion als UV-Filter in den stark bevölkerten mittleren Breiten und in den Tropen im Auge behalten», sagt er. Die Wissenschafter wollen nun mithilfe globaler Klimamodelle die Ursachen für den fortgesetzten Ozonabbau klären.

Ozon entsteht in der Stratosphäre, hauptsächlich oberhalb 30 Kilometern über den Tropen. Es wird durch Luftströmungen um die Erde verteilt.