Mediale Bruchlandung

Die «NZZ am Sonntag» entschuldigt sich beim Chirurgen Marko Turina für die schwere Beschuldigung im Fall Voser.

Rolf App
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Im Juni 2005 berichtete die «NZZ am Sonntag», der Chirurg Marko Turina habe der im April 2004 nach einer Transplantation verstorbenen Herzpatientin Rosmarie Voser ein Herz der falschen Blutgruppe nicht etwa versehentlich, sondern mit vollem Wissen eingesetzt. Rosmarie Voser war von «10 vor 10» begleitet worden, ihr Tod hatte deshalb auch grosses Aufsehen erregt.

Drei anonyme Zeugen

Ursprünglich war man von einer Kette von Irrtümern ausgegangen, nun stand plötzlich eine sehr viel belastendere Version im Raum – die allerdings, wie Experten sagten, medizinisch keinerlei Sinn machte. Die «NZZ am Sonntag» berief sich auf die Aussagen dreier anonymer Zeugen und weigerte sich, dem Staatsanwalt gegenüber deren Identität offenzulegen. Mit Erfolg. Quellenschutz geht vor, urteilte das Bundesgericht. Im Juni 2007 wurde Turina dann wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Der Todesfall sei die Folge von Irrtümern, Missverständnissen und kommunikativer Unzulänglichkeiten gewesen.

Eine deutliche Entschuldigung

Auf dieser Basis hat Turina dann einen Ehrverletzungsprozess angestrengt, der nun erledigt ist: Die «NZZ am Sonntag» entschuldigt sich in ihrer jüngsten Nummer und gibt Turina im wichtigsten Punkt Recht. Man kann das eine mediale Bruchlandung nennen.