Die Droge LSD verändert die Kommunikationsmuster zwischen den Hirnregionen, wie eine neue Studie der Uni Zürich zeigt. Deren Resultate könnte Menschen helfen, die an psychischen Störungen leiden.
Als Albert Hofmann vor 75 Jahren im Labor der Basler Pharmafirma Sandoz das erste Mal diese weiss-kristalline Substanz einnahm mit dem Namen Lysergsäurediethylamid, oder einfach LSD, war die Wirkung extrem. Begriffe wie Schwindel, Angstgefühl und Lachreiz notierte der Forscher. Danach radelte er nach Hause und erlebte einen Rausch seltsamer Wahrnehmungen. Viele ahmten Hofmanns Selbstversuch nach, und LSD wurde zur Wunderdroge der Hippies.
Die Droge ist längst verboten, wird aber erforscht, weil man sich von ihr heilende Wirkung verspricht. Jetzt haben Forscher der Universitäten Zürich und Yale untersucht, wie LSD das Gehirn gesunder Menschen beeinflusst. Dabei zeigte sich, dass nach der Einnahme von LSD die Kommunikation zwischen jenen Hirnarealen reduziert wird, die an der Planung und Entscheidungsfindung beteiligt sind. Gleichzeitig erhöht LSD die Kommunikation zwischen Hirnarealen, die für sensorische Empfindung und Bewegung zuständig sind. «Die Teilnehmer der Studie berichten unter anderem von Veränderungen der Selbst- und Körperwahrnehmung, einem veränderten Bedeutungserleben, Veränderungen in der visuellen Wahrnehmung und stärkeren Emotionen», sagt die Studienautorin Katrin Preller von der Universität Zürich, die derzeit Gastprofessorin an der Yale Universität ist. Grenzen zwischen Körper und Umwelt verschmelzen.
Herausgefunden haben die Forscher auch, dass die durch LSD veränderten Kommunikationsmuster von der Stimulation eines bestimmten Rezeptors im Gehirn abhängen, dem Serotonin-A-Rezeptor. Wurde dieser Rezeptor blockiert, wirkte LSD nicht mehr. Das macht LSD für die Behandlung psychischer Störungen wie Depressionen interessant. Denn Depressive haben oft verminderte Serotoninwerte. Erste Studien an der Uni Zürich haben gezeigt, dass LSD diese Symptome lindern könnte. «Derzeit werden vor allem LSD-ähnliche Substanzen wie Psilocybin in klinischen Studien zum Einsatz bei der Therapie von Depressionen untersucht», erläutert Preller. Die Ergebnisse seien vielversprechend. «Doch definitiv beurteilen lässt sich das erst, wenn in ein paar Jahren die Ergebnisse der neuen Studien mit grösserer Patientenanzahl vorliegen.»
Die Störungen, die LSD auslöst, sind aber auch zu vergleichen mit den Veränderungen, die bei psychischen Krankheiten auftreten. Daher könnten sich die Studienresultate auf die Behandlung von psychotischen Symptomen auswirken, wie sie in der Schizophrenie auftreten. Doch die Medikamente gegen Schizophrenie wirken nicht bei allen Patienten. Da seien die in dieser Studie identifizierten Gehirnmuster und deren Zusammenhang mit Karten der Serotonin-Rezeptoren hilfreich. Dadurch könnte in Zukunft versucht werden, vorherzusagen, welche Schizophrenie-Patienten am ehesten von antipsychotischen Medikamenten mit Serotonin-Wirkmechanismen profitieren könnten.