Ausstellung «Schlafen»: Die ganze Wand glitzert in abstrakten Sternenmustern. Augenblicklich erinnern wir uns an die Stickzeit, damals als Kind, als die wunderbar komplizierten Kreuzstichmuster bei der uralten Frau erbettelt und nachgestickt werden konnten.
«Schlafen»: Die ganze Wand glitzert in abstrakten Sternenmustern. Augenblicklich erinnern wir uns an die Stickzeit, damals als Kind, als die wunderbar komplizierten Kreuzstichmuster bei der uralten Frau erbettelt und nachgestickt werden konnten. Ob Monika von Aarburg (Jahrgang 1972) es auch so gemacht hat? Oder ob die Frauen aus den Alterssiedlungen ihr die Muster zur Verfügung stellten? Deren Erinnerungen an die verflossenen Jahre macht die Künstlerin in der Installation «Vita Parcours» hörbar, falls wir uns ganz nah an die Lampenschirme bewegen und so dem Stimmengewusel ein individuelles Leben entgegensetzen. Es geht um die Übersetzungen handwerklicher Techniken in Computerverarbeitungen (oder umgekehrt), um die Verbindungen digitaler Animationen und psychisch-physischer Lesbarkeiten, letztlich um den Umgang mit Bildern zwischen Erinnerung und Vergessen. Weisse Korrekturfarbe auf Regenmantelstoff spürt im Bild «Distraction VI» organischen Formen nach, wirkt jedoch überraschend technisch.
Monika von Aarburg, die an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Genf «Médias-mixtes» studierte, ist mit dem diesjährigen Manor-Kunstpreis Chur ausgezeichnet worden. Zu der aus diesem Anlass eingerichteten Einzelausstellung im Bündner Kunstmuseum hat sie – konsequent und solidarisch – auch das Künstlerkollektiv flex eingeladen. Im Untergeschoss stehen Gefrierschränke der flex-Mitglieder mit allerlei skurrilen Inhalten: mit verkehrten Beleuchtungsmechanismen, einem Eiskristall, Schneemunition aus Watte – für die es sich gut erwärmen lässt. (ubs)
Bündner Kunstmuseum Chur, bis 23. November, Di–So 10–17 Uhr, Künstlerbuch und Katalog Fr. 28.–
«Herr es ist zeit / der sommer war sehr laut / die wespen zahlreich wie nie / unerträglich die / neuen nachbarn.» Eines der vielen Fundstücke aus der Poesie-Agenda auf das Jahr 2009. Werner Bucher, Virgilio Maschiadri und Lea Ledwon haben das Sammelsurium aus Gedichten, Cartoons und Zeitungsausrissen zusammengestellt. Manchmal passen sie genau dahin, wo sie stehen. Wie das Karfreitagsgedicht von Markus Manfred Jung mit der Vogelscheuche und darauf, also ob sie das Warten üben würden, «e quaag un / e quaag» (eine Krähe und eine Krähe). Anderes schert sich nicht um Tag und Saison, drängt sich einfach auf im Alltag, der so ein bisschen poetischer wird. (eba)
Poesie-Agenda, Orte-Verlag, Fr. 16.–
Sergej Eisensteins Stummfilmklassiker «Panzerkreuzer Potemkin» ist vom Basler Komponisten David LeClair neu vertont worden. Uraufgeführt wird das Werk am 22. November im Stadtcasino Basel von der Knabenmusik Basel und der Musik-Akademie Basel. LeClair wird das zum Film gespielte Werk selbst dirigieren. Eisenstein habe einmal gesagt, jede Generation solle zu seinem Film ihre Musik machen, sagte er. Er bewege sich im Realismus des 20. Jahrhunderts, teils aber mit erweiterter Tonalität. (sda)