Israelische Forscher haben Mäuseembryonen in einer künstlichen Gebärmutter gezüchtet, die aussehen wie jene aus dem Mutterleib.
Ein bisschen erinnert die Meldung an die Science-Fiction-TV-Serie Westworld. Menschenroboter dienen darin in einem Western-Vergnügungspark der Unterhaltung, sind Prostituierte oder Bankräuber, die nachts zusammengeflickt werden. Die Schwierigkeiten beginnen mit dem wachsenden Bewusstsein der Menschenroboter.
So weit geht die in der Fachzeitschrift «Nature» vorgestellte Entwicklung noch nicht. Trotzdem werden einige befürchten, dass aufgrund dieses Forschungserfolgs irgendwann Menschen aus der Gebärmaschine entstehen könnten. Denn Forscher des Weizmann Institute of Science in Israel haben Mausembryonen gezüchtet, die nicht im Körper einer Muttermaus aufgewachsen sind, sondern in einer künstlichen Gebärmutter.
Das ist das erste Mal, dass ein solches Kunststück gelungen ist. Um die Entwicklung von Geweben und Organen zu beobachten, konnten die Forscher das werdende Leben bis anhin nur anhand von Würmern, Fröschen und Fliegen untersuchen, die keine Gebärmutter benötigen.
Nun ist erstmals die Entwicklung eines Säugetier-Fötus gelungen, welche dank dem Heranwachsen in einer künstlichen Gebärmutter in Echtzeit beobachtet werden kann. Die Embryonen waren nach fünf Tagen aus der Gebärmutter von Mäusen entfernt worden und danach die nächsten sechs Tage in einer künstlichen Gebärmutter weitergezüchtet worden. Der Forscher Jacob Hanna hat mit seinem Team so mehr als 1000 Embryonen gezüchtet. Hanna stellt diese Entwicklung in der Fachzeitschrift «Nature» vor, ist aber derweil mit seiner Forschung schon weiter gedrungen.
Gemäss seiner Aussage haben die Forscher Eier gleich nach der Befruchtung am Tag 0 aus den Eileitern genommen und sie sogar über elf Tage in der künstlichen Gebärmutter gezüchtet. Bisher konnten Forscher Eier von Säugetieren zwar im Labor befruchten, aber für das weitere Wachstum brauchten die Plazenta-Säugetiere den geschlossenen Raum im lebenden Mutterleib.
Die künstlichen Mausembryonen waren am elften Entwicklungstag total identisch mit denen, die sich in der lebenden Gebärmutter entwickelt hatten. Somit können Entwicklungsbiologen beobachten wie aus einem befruchtetes Ei alle spezifischen Zelltypen im Körper und Billionen von Zellen heranwachsen.
Nach elf Tagen sind die Mausembryonen allerdings zu gross geworden für den künstlichen Uterus. Die Weiterführung des künstlichen Heranzüchtens bis zu 20 Tagen, also bis zur Geburt, ist ein nächstes Forschungsziel Hannas. Mit dieser Entwicklung der mechanischen Gebärmutter sollen neue Erkenntnisse zu Fehlgeburten oder zum Misslingen der Implantation befruchteter Eier möglich werden.
Noch einen Schritt weiter in die frühe Entwicklung des Lebens gehen australische und US-Wissenschafter, die aus Stammzellen Mausembryonen herstellen konnten, ohne mit einem befruchteten Ei zu beginnen. Kombiniert mit Hannas Entwicklung bedeutet das, dass gar keine Mäuse mehr gebraucht würden, um Embryonen zu entwickeln.
In zwei weiteren Nature-Artikeln wird sogar gezeigt, dass auf diese Weise frühe menschliche Embryonen erzeugt werden könnten. Das wird noch viele Jahre dauern und nicht sicher funktionieren. Die Idee, einen menschlichen Embryo von der Befruchtung bis zur Geburt ausserhalb der Gebärmutter zu entwickeln, dürfte die Ethiker aber schon jetzt auf den Plan rufen.