Salzkorn

Demokratischer geht's nicht mehr. Das Gallusjubiläum wird ab diesem Wochenende gefeiert wie noch kein Fest zuvor. Bisher beging man solche Gedenkfeiern jeweils als Staatsakt, engagierte den verfügbarsten Komponisten und bezahlbarsten Stückeschreiber, inszenierte ein grosses Festspiel, das die gesellschaftlichen Werte und bürgerlichen Tugenden beschwor.

Die vor 1400 Jahren angenommene Ankunft des Gallus wird jedoch ganz anders gefeiert, nicht mit einem Texter, sondern mit dutzendweise Autoren, nicht mit einem einzigen Festakt, sondern mit Hunderten von Festaktivitäten. Auf das Jubiläum hin fand eine allgemeine Kreativitätsmobilmachung statt: Theater, Musicals, Ausstellungen, Konzerte, Wanderrouten, Videoevents, Vorträge, Gottesdienste, Persiflagen, Installationen sind vorbereitet – kurz: Jeder ist seines eigenen Gallus-Glückes Schmid.

Kommt es da noch drauf an, ob Gallus tatsächlich gelebt hat? So lebendig wie in diesem Jahr war er schon lange nicht mehr. J. O.