Gedanken zu einer mutigen, fortschrittlichen Kirche in einem konservativen Land.
Im Februar war ich zu Gast bei der Philippinischen Unabhängigen Kirche, die mit meiner eigenen – der christkatholischen Kirche – in voller Gemeinschaft steht. Ich habe Vorträge gehalten, unter anderem über die Ehe für alle: Gleichgeschlechtliche Paare können bei uns kirchlich heiraten. Ich bin froh, einer Kirche anzugehören, die sich solchen Entwicklungen nicht verschliesst.
Unsere philippinische Schwesterkirche vertritt ähnliche Ideen. Sie steht in katholischer Tradition, und sie ordiniert seit 1997 Frauen zu Priesterinnen. Vor vier Jahren wurde die erste Bischöfin gewählt und geweiht. Einige der jungen Menschen, die in den Seminaren studieren, zählen sich offen zur LGBTQ-Community. Am 24. Februar dieses Jahres wurde die erste Transfrau ins geistliche Amt geweiht.
Auf den Philippinen steht die Kirche damit gegen den gesellschaftlichen Trend. Das Land ist konservativ, traditionelle Geschlechterrollen herrschen vor. Es gibt noch nicht einmal ein Scheidungsrecht, geschweige denn gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare. Ich bewundere diese Kirche, dass sie in einem solchen Umfeld – gegen den Trend – fortschrittlich ist.
Adrian Suter
Pfarrer der Christkatholischen Kirchgemeinde Luzern
adrian.suter@ christkatholisch.ch