Kolumne
Lü: Die Fasnacht fällt nur scheinbar aus

Silvan Lüchinger schreibt in seiner Kolumne «Lü» über die vergangene Woche und fasst zusammen, was ihm dabei ins Auge gestochen ist.

Silvan Lüchinger
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Silvan Lüchinger

Silvan Lüchinger

Coralie Wenger

Zuerst wollte die Fischereiaufsicht nichts unternehmen. Jetzt die Kehrtwende. Der menschenfressende Hecht im St.Galler Mannenweiher wird umgesiedelt, und ein zufällig entdeckter Kollege mit ihm. Wohin die beiden Räuber kommen sollen, ist umstritten. Die Bürgerlichen schlagen das Taminatal vor, damit die Wölfe von Schafen auf Fisch umsteigen könnten. Die Linke sähe die beiden am liebsten im Rathaus – weil es dort noch einen Stadtratssitz und das Präsidium zu schlucken gibt.

Eine Steinmauer von 1.80 Meter Höhe gab den Anstoss. Jetzt ist sie zurückgebaut. Damit aber nicht genug. Der Gemeinderat von Berlingen musste auf Geheiss des Kantons dafür besorgt sein, dass auch zahlreiche Hecken entlang des Seeufers auf maximal 1.50 Meter zurückgeschnitten werden. Damit der See auch vom Trottoir aus zu sehen ist. Kleinere Menschen haben kein Anrecht auf Seesicht.

Altstätten, Rebstein, Oberriet, Kriessern und Diepoldsau – an allen diesen Orten werden 2021 keine Fasnachtsumzüge stattfinden. Zahllose Fasnächtler sind enttäuscht, die veranstaltenden Vereine frustriert – in der Kasse wird Geld fehlen. Für die vielen auswärtigen Besucher der Umzüge gibt es dennoch keinen Grund, die Dörfer an den jeweiligen Tagen zu meiden. Während der ganzen Fasnacht wird im Rheintal kein einziger Narr weniger unterwegs sein.

Das St.Galler Kinder-Musical-Theater Storchen inszeniert das Stück «Die Rote Zora». Unterstützung erhält es von der Helvetia Patria Jeunesse – diese steuert 3000 Franken an die Kosten bei. Der Versicherung ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine politische Stellungnahme handle. Eine Aufführung von «Das blaue Pferdchen» hätte ebenfalls mit Geld rechnen dürfen.

Ins Schulratspräsidium hat es die Gossauer CVP-Präsidentin Ruth Lehner nicht geschafft. Ins Gemeindeparlament hingegen wurde sie gewählt. Weil sie aber nicht hat, was sie wollte, will sie nun auch nicht, was sie hat. Lehner verzichtet auf den Parlamentssitz und überlässt ihn dem Mann auf dem ersten Ersatzplatz. Das nennt sich konsequent – oder aus Frust geborene Nächstenliebe.

Die Schweiz ist knapp für den Kauf neuer Kampfjets, der Kanton St.Gallen ist es noch etwas deutlicher. Aber zwei Toggenburger Gemeinden sind dagegen. Das könnte sich nun rächen. Für den Chef Luftwaffe ist klar: Degersheim und Hemberg werden im Ernstfall nicht verteidigt.

Party im thurgauischen Friltschen. 300 Teilnehmer waren zugelassen, 300 kamen. Jetzt sind sie alle von der Bildfläche verschwunden. Nicht weil sie sich schämen – der Kantonsarzt hat sie in globo in Quarantäne geschickt. Dabei hätten sie wissen können, was ihnen blüht, denn das Motto der Party war offensichtlich auch ihr Ziel: «Chlöpf di wäg».

Wegen Corona fand die traditionell auf den Mai angesetzte Rechnungsgemeinde der Bürgergemeinde nicht statt. Stattdessen wurden die Stimmberechtigten am vergangenen Wochenende an die Urne gebeten. Das Ergebnis war überwältigend: 100 Prozent stimmten der Rechnung 2019 zu. Falsch – nicht Nordkorea. Salenstein ist Thurgau.