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Kater hin oder her: Wein auf Bier ist ebenso schlimm wie Bier auf Wein

Um den Wahrheitsgehalt eines Mythos zu prüfen, haben deutsche Forscher Alkohol serviert – und kommen zum Schluss: Die Wahrscheinlichkeit eines Katers ist hoch, wenn man zu viel Alkohol – gleich welcher Art – trinkt.

Joachim Czichos
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Wein auf Bier ist ebenso schlimm wie Bier auf Wein, sagen deutsche Forscher.

Wein auf Bier ist ebenso schlimm wie Bier auf Wein, sagen deutsche Forscher.

Keystone

Wie stark der Kater am nächsten Morgen ist, hängt von der Gesamtmenge des konsumierten Alkohols ab, nicht von der Reihenfolge.

Mit diesem Studienergebnis widerlegen deutsche Forscher den nicht nur in Deutschland bekannten Spruch: «Wein auf Bier, das rat’ ich dir – Bier auf Wein, das lass sein.»

«Die Wahrheit ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines Katers hoch ist, wenn man zu viel Alkohol – gleich welcher Art – trinkt», sagt Jöran Köchling vom Klinikum der Universität Witten/ Herdecke in Nordrhein-Westfalen. Für die Studie teilten die Forscher neunzig Männer und Frauen im Alter zwischen 19 und 40 Jahren in drei Gruppen ein. Jede Testperson der ersten Gruppe trank abends zunächst etwa eineinhalb grosse Bier, bis ein Mindestgehalt von 0,5 Promille Alkohol in der ausgeatmeten Luft messbar war. Anschliessend wurden vier grosse Gläser Weisswein serviert, sodass sich der Alkoholwert mindestens verdoppelte. Die zweite Gruppe erhielt zuerst den Wein und dann das Bier. Die Mitglieder der dritten Gruppe tranken entweder nur Wein oder nur Bier, wobei die Alkoholspiegel dieselben Werte erreichten wie bei den anderen.

In der zweiten Testphase, mindestens eine Woche später, konsumierten die ersten beiden Gruppen ihre Getränke in der jeweils anderen Reihenfolge und die Teilnehmer der dritten Gruppe wechselten das Getränk. Jeweils nach dem letzten Glas beurteilte jeder das Ausmass seiner Trunkenheit auf einer Skala zwischen 0 und 10.

Am nächsten Morgen gaben die Testpersonen bei einer ausführlichen Befragung Auskunft über ihre Katersymptome, darunter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Durst, Übelkeit, Bauchweh und Appetitlosigkeit. Dadurch ermittelten die Forscher einen «Kater-Wert» auf einer Skala von 0 bis 56. Bei der statistischen Auswertung wurden Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und üblicher Alkoholkonsum jedes Teilnehmers berücksichtigt.

Zwischen den drei Gruppen ergab sich kein Unterschied im Schweregrad der Katersymptome. Demnach ist zumindest für Bier und Weisswein die Reihenfolge, in der sie an einem Abend konsumiert werden, irrelevant für das Befinden am nächsten Morgen. Obwohl Frauen den Alkohol langsamer abbauen als Männer, unterschieden sich in der Versuchsanordnung dieser Studie die beiden Geschlechter in den Ergebnissen nicht.

«So unangenehm ein Kater ist, er hat zumindest ein Gutes», sagt Kai Hensel, Leiter der Arbeitsgruppe der Studie. «Er ist ein Warnsignal, das Menschen seit frühesten Zeiten dabei geholfen haben dürfte, ihr zukünftiges Verhalten zu ändern, also von Fehlern zu lernen.»