Beige und bieder, die Lieblingsfarbe der «Belle de jour»

Wer Colour-Blocking satt hat, kann sich jetzt in Zurückhaltung üben. Der Trend geht Richtung sanfte Brauntöne. Dabei muss man nicht an Rentner und orthopädische Schuhe denken. Denn richtig getragen, ist Beige ganz schön sexy.

Helen Lagger
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Catherine Deneuve als «Belle de Jour», 1967.
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Latzhose ganz in Beige von Ferragamo.
So interpretiert Balmain den Trend. (Bild: Bilder: Getty)

Catherine Deneuve als «Belle de Jour», 1967.

Sie prostituiert sich am helllichten Tag aus purer Langeweile, und sie trägt dabei hübsche beige Kleider. Die Rede ist von Séve­rine Sérizy, der schönen Ärztefrau in Luis Buñuels legendärem Film «Belle de Jour» aus dem Jahr 1967. Catherine Deneuve glänzt in der Rolle der unterkühlten Séverine durch ihr Spiel und mit ihrem Stil. Die ganze Garderobe der verdorbenen Bürgersfrau wurde von Yves Saint Laurent kreiert. Was die einzelnen Kleider in Bezug auf Séverines sexuelle Fantasien bedeuten – darüber gibt es ganze Abhandlungen. Eine Vorliebe hegt die Gelegenheitsprostituierte für Beige in verschiedenen Nuancen. Als sie in ihr neues Métier eingeführt wird, trägt Séverine ein beiges Hemdkleid mit aufgenähten Taschen und Epauletten, das sie mit einem goldenen Gürtel kombiniert. Der Kontrast zu ihren neuen Berufskolleginnen, den anderen Prostituierten, wird auch mit ihrer hautfarbenen Unterwäsche unterstrichen.

Zeitloser beiger Trenchcoat

Beige hat Klasse. Und Beige ist zeitlos. Ein Trenchcoat in dieser Farbe geht immer. «Seid beiger als beige», scheint nun das Motto der kommenden Saison zu sein. Zur britischen Marke Burberry gehört der warme Farbton seit jeher. Der neue Chefde­signer Riccardo Tisci ist in seiner ersten Frühlingskollektion, die er vergangenen Herbst vorstellte, von Kopf bis Fuss auf Beige eingestellt: Bluse, Hose und Schuhe –alles in Beige – kom­biniert er mit einem lässig darüber getragenen, gleichfarbigen Trenchcoat. Breite Gürtel in Schwarz setzen den Kontrast zum All-over-Beige-Look und geben dem typischen Burberry- Mantel einen neuen Twist. Besonders chic sind auch die beigen hautengen Pencilröcke teils in Lackoptik.

Auch in der Ready-to-wear-Frühjahrskollektion von Olivier Rousteing für Balmain sind Beige und Crèmeweiss stark vertreten. Typisch Rousteing kommen die angeblich von Ägypten inspirierten Entwürfe mit raffinierten Plissés und voluminösen Schulterpolstern daher.

Zurückhaltende Raffinesse auch bei der Kollektion des Texaners Tom Ford. Der Designer setzt auf Trenchcoats in blassem Beige, Mary-Jane-Pumps in Cham­pagner und Kopftücher in Taupe. Paul Andrew entwirft für Salvatore Ferragamo vieles in Khaki und präsentiert die perfekte Kollektion für reisefreudige Businessfrauen. Ein Hosenanzug mit aufgenähten Taschen wird mit Keilabsatzsandalen, die angeblich von den Skulpturen Brancusis inspiriert sind, kombiniert.

Den Look mit dem Animal-Print brechen

Wer bei zu viel Beige in Panik gerät, weil er an Rentner und orthopädische Schuhe denkt, kann den Look mit Animal-Print oder einem Accessoire in Rot brechen. Doch die moderne Version von «Belle de Jour» verzichtet darauf. Beige darf ein bisschen bieder sein. Aber nur vordergründig. Denn wer so diskret und classy auftritt, hat womöglich mehr zu verbergen als manch bunter Vogel.