Einst Sinnbild der Hippie-Bewegung, feiern Batikmuster in diesem Sommer ein Comeback. Kein Zufall.
Sie sehnten sich danach, mit Leib und Seele – und ohne Kompromisse: Individualität. Als die Hippie-Bewegung an Fahrt gewann, wollten sich die jungen Leute von den starren Lebensmustern und Denkweisen lösen, ja dagegen rebellieren. Das drückten sie mit ihrer Mode aus. Die Hippies und Kleider in psychedelisch anmutenden Batik-Mustern in allen Farben gehören unwiderruflich zusammen.
Danach kam Batik als Modeströmung hin und wieder zurück, insbesondere zu Beginn der 1990er-Jahre, als wir viele Nachmittage damit verbracht haben, im Garten T-Shirts, Jeans, Schürzen und Badekleider einzufärben, einfach alle weissen Kleidungsstücke aus Baumwolle, die uns in die Hände fielen. Jedes Stück einzigartig. Es war nicht vorhersehbar, wie das Muster am Ende aussehen würde. Das machte das Erlebnis umso prickelnder.
Jetzt sind die Batikprints zurück. Haben sich bereits im vergangenen Sommer angekündigt. In dieser Saison manifestiert sich der Trend, erlaubt ist alles: quietschbunte Muster von einst genauso wie zarte Pastelltöne oder dunkle Farbkombinationen.
Bei jedem Designer, der etwas auf sich hält, findet sich in der aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektion mindestens ein entsprechendes «Tie Dye»-Teil, die englische Bezeichnung für Batik. Die französische Modeschöpferin Isabel Marant glänzt etwa mit einer Kollektion für Damen als auch für Herren – und bricht ein paar Tabus, etwa, dass jetzt auch die Männer mit Batikprints in sanftesten Pastelltönen ihre weiche Seite zeigen dürfen.
Bei Maria Grazia Chiuri von Dior macht das wilde Muster auch vor Abendroben nicht halt. Insbesondere bei Overalls erinnert der Farbcode stark an jenen des Woodstockfestivals im August 1969. Bei Ralph Lauren wiederum erinnert der Look in Neonfarben mitsamt aufgedrucktem «Polo»-Logo stark an die 1990er-Jahre.
Es ist kein Zufall, dass Batik in diesem Sommer so stark angesagt ist. Wer sehnt sich in dieser tristen Corona-Zeit nicht nach ein bisschen Fröhlichkeit, Unbeschwertheit und vor allem dem Gefühl von Freiheit, wie es die Hippies zelebriert und vorgelebt haben? Allerdings: Die Entwürfe der Designer haben nicht mehr viel mit dem Stil der Flower-Power-Bewegung zu tun.
Kaum ein Hippie ist zudem bereit, ein paar hundert Franken für ein solch modisches Teil hinzulegen. Wer also dem ursprünglichen Batikmode-Geist entsprechen möchte, gestaltet seine Teile selbst. Die Zeit dafür war schon lange nicht mehr so günstig: Jetzt, wo wir uns viel mehr zu Hause aufhalten als auch schon, liegt es nahe, sich kreativ zu beschäftigen und sein eigenes, ganz persönliches Schmuckstück zu kreieren. Anstatt sich dem Corona-Blues hinzugeben.
Wer einen Balkon oder Garten hat, verlegt die Batik-Session und damit die Sauerei nach draussen. Bevor Sie sich ein weisses T-Shirt, eine Bluse oder einen Schal kaufen (unbedingt aus Naturstoffen wie Baumwolle, Seide oder Leinen), schauen Sie im Kleiderschrank nach, ob sich nicht noch so ein altes Teil drin befindet, das sowieso nicht mehr getragen wird – gut möglich ist es.
Batik-Textilfarbe und Fixiermittel gibt es in jeder Heim-und-Hobby-Sektion der grossen Detailhändler; wir empfehlen «Javana» von Kreul, bei der Migros erhältlich. Jetzt braucht es noch Jutegarn, eine Wanne oder einen Eimer und Gummihandschuhe, und schon kann mit dem Färben losgelegt werden.
Im Internet gibt es ausgeklügelte Färbeanleitungen zuhauf. Die simpelste: Die Mitte eines Shirts mit drei Fingern fassen und den Stoff drehen, bis er zu einer Schnecke geformt ist, mit Jutegarn fixieren. Das Shirt in das Färbebad legen und eine Stunde einwirken lassen. Danach das Garn aufschneiden und entfernen.
Der Stoff sollte jetzt gründlich mit warmem Wasser ausgespült werden, bis beim Auswinden keine Farbe mehr herauskommt. Trocknen lassen, und fertig ist der ganz persönliche und preisgünstige Batikstil.