Drei Dinge müsse man tun im Leben, heisst es: Ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen, ein Haus bauen. Und stattdessen ein Buch schreiben? Vier erfolgreiche Leute haben sich spät dafür entschieden, durchaus mit Anspruch. Warum?
Wir können, mit Salman Rushdie, platt sagen: «Wer seine Geschichte nicht erzählen kann, existiert nicht.» Oder mit Plinius elegant, kurz und lateinisch: «Nulla dies sine linea». «Linie» meint natürlich nicht Kokain, den jetzigen Glücksbooster, sondern das Glück der gelungenen Notiz, der Skizze.
Bliebe ein Tag tatsächlich verloren, wenn ihm der Geist keine Schriftnote abgewänne? Wäre so gar ein Leben vertan?
Die folgende These mag verstören, wird aber oft entwickelt: Ein Leben erreicht, bei allem Glanz, nie ein Stadium, das «erfüllt» zu nennen rundweg legitim wäre. Leben bleibt skizzenhaft, ungeachtet dessen, was man treibt oder unterlässt. Ungewiss bleibt des Weiteren, ob das Leben skizzenhaft wirkt wegen etwas Umfassenderen, das wir nur indirekt wahrnehmen: als Mangel oder Unfrieden, als abwesenden Gott.
Dass Leute aus solchen Gründen täglich «Linien schreiben» – wer wäre davon überrascht? Braucht es dazu aber auch Öffentlichkeit, selbst im Zenith einer Karriere? Wir besuchten spät berufene Jungautoren und eine -autorin.
Artur K. Vogel
Valentin Trentin
Anne Rüffer
Hans Baumgartner