Im Händel-Jahr steht Cecilia Bartoli besonders im Fokus. Morgen singt sie in Basel. Die Operndiva über ihr letztes CD-Projekt, die Zusammenarbeit mit Frauen und den Tiefgang von Händels Musik.
Cecilia Bartoli: Ich singe vierzig bis maximal 45 Abende pro Jahr.
Bartoli: Ich bin nicht nur Opernsängerin, sondern ich möchte auch gerne Konzerte geben, weil ich die Abwechslung liebe. Daher mache ich nur noch eine Opern-Neuproduktion pro Jahr, weil sie mit der Probenzeit zumindest zwei Monate in Anspruch nimmt.
Dieses Jahr war es die Wiederaufnahme von Robert Carsens zauberhafter Inszenierung der «Semele» von Händel am Opernhaus Zürich.
Bartoli: Es gibt verschiedene Komponenten: Erstens wächst das Programm erst richtig, wenn man es oft wiederholt, und zweitens wachsen auch die Interpreten zusammen.
Jeder Saal, jedes Publikum ist ja anders, manchmal sind auch die akustischen Verhältnisse schwierig – je besser man aufeinander eingespielt ist, desto mehr kann man sich dann kleine Freiheiten leisten, sich vom Moment inspirieren lassen.
Bartoli: Das Programm bleibt über einen bestimmten Zeitraum gleich, denn es hat eine eigene inhaltliche und dramaturgische Dynamik. Wenn ein Orchester wie das Kammerorchester Basel oder das Orchester La Scintilla Zürich gute Solisten hat, ist es natürlich schön, wenn auch sie hin und wieder ihre Qualitäten zeigen können.
Bartoli: Ich liebe ihre überbordende Energie, ihren schönen, warmen Geigenklang, ihre sympathische, herzliche Persönlichkeit – auf und hinter der Bühne.
Bartoli: Ich liebe einfach motivierte, gute Musiker und Musikerinnen, und natürlich ist es von grossem Vorteil, wenn man sich persönlich gut versteht.
Aber eigentlich sollten Sie vielmehr die Orchester fragen, warum heutzutage oft Frauen die leitende Position übernehmen – das ist ein Phänomen unserer Zeit.
Bartoli: Die Virtuosität, aber auch die Tiefe von Händels Musik ist grandios. Und mich interessiert es vor allem, auch in der Virtuosität einen emotionalen Ausdruck zu finden. Barocke Virtuosität ist nämlich nie reine Stimmakrobatik.
Bartoli: Normalerweise bin ich überhaupt kein Fan von Jubiläen. Aber ich wurde eingeladen, zum ersten Mal in Budapest zu singen und drei verschiedene Programme darzubieten. Da kam mir die Idee mit Händel und Italien: Seine frühen, in Italien geschriebenen Oratorien sind immer noch wenig bekannt, seine italienisch gesungenen Opern dagegen sehr.
Somit stellen wir mit unterschiedlichen Stücken die beiden Genres einander gegenüber, die so verschieden gar nicht sind. Wir fanden, es wäre schön, dieses Programm noch ein- oder zweimal zu wiederholen. Das Basler Konzert ist das einzige Mal, wo ich dieses Programm in der Schweiz singe, und ich freue mich darauf.
Konzert «Händel und Zeitgenossen», 20.6., Stadtcasino Basel, Restkarten an der Abendkasse