Der 1997 verstorbene Philosoph Isaiah Berlin hat als Achtjähriger in St. Petersburg die russische Oktoberrevolution erlebt.
Der 1997 verstorbene Philosoph Isaiah Berlin hat als Achtjähriger in St. Petersburg die russische Oktoberrevolution erlebt. Sie hat ihn in seiner tiefen Skepsis gegenüber allen Bestrebungen geprägt, die Menschen zu Opfern, Märtyrertum und Heldentaten um einer künftigen, vollkommen gedachten Gesellschaft willen anspornen zu wollen. In einem Text aus dem Jahr 1978, den Georg Brunold in seiner originellen Quellensammlung «Nichts als der Mensch» (Galiani 2013) wieder abdruckt, hält Berlin ein lebhaftes Plädoyer für den einzelnen und seine Freiheit, und zitiert Kant: «Aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden.»
Isaiah Berlin schliesst sich jenen an, «die erklären, dass die Temperamente, die Begabungen, die Anschauungen, Wünsche der Menschen sich auf immer voneinander unterscheiden». Dass dies nur möglich ist in einer Gesellschaft, «in der es ein breites Spektrum von Meinungen gibt – die Freiheit zu <Lebensexperimenten>, wie John Stuart Mill sie nannte».
Von solchen Lebensexperimenten handeln diese und die folgenden Seiten. Sie handeln von Menschen, die ihren eigenen Weg eingeschlagen haben. Sie handeln von den vielen kleinen Welten innerhalb der grossen. Und natürlich bestätigt jedes einzelne unserer Gespräche, wie lebenswichtig es ist, diesen eigenen Weg auch zu finden. Weil erst dann jene Energie entstehen kann, die ein glückliches Leben ausmacht.
Wir haben mehr oder weniger bekannte Menschen gefragt. Doch die vielen unbekannten sind darin eingeschlossen. Jene, die ein unspektakuläres Leben führen. Sie zum Beispiel. Ziehen Sie zum Jahresende auch Bilanz über den Stand Ihrer Träume?