Foodwaste
Aufgewärmte Speisen – besser essen und weniger wegschmeissen

Eine Möglichkeit, weniger Lebensmittel wegzuschmeissen, ist, Speisen aufzuwärmen. Manche Menüs werden gerade dadurch noch leckerer. Doch aufgepasst: Nicht alle Speisen können problemlos aufgewärmt werden.

Simon Maurer
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Es empfiehlt sich, eine Mahlzeit vor dem Wiederverwenden auf über 70 Grad zu erhitzen. So werden potenziell schädliche Bakterien abgetötet.

Es empfiehlt sich, eine Mahlzeit vor dem Wiederverwenden auf über 70 Grad zu erhitzen. So werden potenziell schädliche Bakterien abgetötet.

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Die Zahlen zum Thema Foodwaste sind ungeniessbar. Laut dem Verein foodwaste.ch sind für 45 Prozent der Lebensmittelverluste in der Schweiz Privathaushalte verantwortlich.

Es gibt verschiedene Ansätze, das Problem anzugehen: Nose to Tail und Leaf to Root beispielsweise. Anhänger der Nose-to-Tail-Philosophie versuchen, möglichst alle Teile eines Tieres zu verwerten, quasi alles zwischen Nase und Schwanz. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert Leaf to Root; alle Teile einer Pflanze – von den Blättern bis zur Wurzel – werden als Lebensmittel genutzt. Man kann allerdings auf einfacherem Wege etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun: Häufig bleiben nach dem leckeren Abendmahl Reste zurück. Drei Tage später sieht die ehemalige Spitzenkost zwar noch essbar aus, der Geschmacksinn aber rebelliert gegen die Verwertung. Das Mahl endet statt im Magen in der Tonne.

Glücklicherweise finden sich Gerichte, die beim zweiten Mal aufwärmen sogar noch besser werden. Die Tomatensuppe ist ein Beispiel dafür. Ist sie frisch noch sehr dünnflüssig, beinahe wässrig, wird sie erst durch mehrmaliges Aufkochen an aufeinanderfolgenden Tagen zur Suppe mit Pfiff. Ähnliches gilt für Chili con Carne. Das Fleischgericht ist frisch gekocht zwar auch köstlich, offenbart aber seine wahre Raffinesse erst, nachdem die einzelnen Gewürze einen Tag lang durch das Fleisch ziehen konnten. Ebenso verhält es sich mit einem rassigen Rindsgulasch, Hackbraten und Bolognese.

Fleischlose Varianten

Vegetarische Speisen, die mit wiederholtem Aufwärmen immer besser werden, sind Aufläufe jeder Art, Quiches sowie Eintöpfe; sie profitieren von etwas Ruhezeit. Wenn der Saft durch alle Bestandteile triefen kann und die Aromamoleküle durch mehrmaliges Erhitzen herausgeschwemmt werden, intensiviert sich der Geschmack. Der Koch freut sich so schon auf den Abend, an dem ein Menü zum zweiten Mal genossen werden kann.

Für das bestmögliche Erdbeer- oder Himbeertiramisu ohne Ei gibt es einen Trick. Dieses schmeckt am Zubereitungstag nicht annähernd so gut wie am darauffolgenden Tag. Die Erdbeersauce muss die Löffelbiskuits durchtränken, jene werden erst mit genügend Zeit weich und geniessbar.

Alles Aufwärmen?

Aber Obacht! Gewisse Gerichte sind bekannt dafür, nicht lange haltbar zu sein. Ei- sowie fischhaltige Kost verdirbt schnell. Wie steht es um den bekannten Mythos, dass Pilze und Spinat nicht aufgewärmt werden dürfen? Wenn Pilze frisch verarbeitet werden und nach dem Essen direkt in den Kühlschrank kommen, ist das Wiederaufwärmen unbedenklich.

Auch Spinat kann aufgewärmt werden, wie bei Pilzen ist aber darauf zu achten, dass die Temperatur beim Erhitzen die 70-Grad-Marke überschreitet, damit Bakterien abgetötet werden. Entgegen der landläufigen Meinung entsteht das giftige Nitrit nämlich nicht durch das Erwärmen einer Speise, sondern als Abfallprodukt von im Spinat lebenden Bakterien. Deshalb sollten Spinat- und Pilzgerichte niemals bei Zimmertemperatur längere Zeit herumstehen, denn die häusliche Wärme begünstigt das Bakterienwachstum.