Im Winter muss der Garten nicht trostlos aussehen. Sträucher, Stauden und immergrüne Gewächse sorgen für Abwechslung.
Ich weiss ja nicht, wo Sie wohnen. Da jedenfalls, wo mein Garten liegt, ist der Winter knausrig. Eine geschlossene, pulvrig glitzernde Schneedecke kommt alle Jubeljahre mal vor, viel öfter gähnt einem eine mal matschige, mal gefrorene dunkelbraune Öde entgegen. Dass ich diesen Umstand komplett ausser Acht liess, als ich mit dem Gärtnern anfing, kann ich mir nicht übel nehmen. Im schneereichen Appenzellerland aufgewachsen, kam es mir schlicht nicht in den Sinn, dass man sich gestalterische Überlegungen zum Thema «Garten im Winter» machen könnte. Mit dem Wort «Wintergarten» verband ich höchstens ein gläsernes, leicht beheiztes Zweitwohnzimmer mit Palmen, Zitronenbäumen und Rattanmöbeln.
Tatsächlich können Gärten auch im Winter schön daherkommen, wenn man einige Tricks beherzigt. Wartet man mit dem Rückschnitt standfester Stauden bis zum Frühling, dann verleihen die dürren Stängel und Blütenstände dem Beet nicht nur Struktur, sondern wirken – bereift mit Frost oder überpudert mit Schnee – oft schöner als manch gekaufter Dekoartikel.
Wer es grösser und bunt mag, ist mit Winterüberraschungsgehölzen gut bedient: Gewisse Laubsträucher wie einige Hartriegel und Ahorne verbergen unter ihrem Blattwerk eine überraschend bunte Rinde, die erst dann sichtbar wird, wenn der letzte Herbststurm sie entblättert hat. Mit ihrem feurigen Rot, knalligen Orange, satten Grün oder leuchtenden Gelb lassen sich in den dunklen Monaten ganz wundervolle Bilder gestalten.
Und schliesslich sind da die immergrünen Gewächse. Mit ihnen schmücken wir schon seit heidnischen Zeiten unser Heim um die Wintersonnwende, sind sie doch Symbol und Garant dafür, dass die Natur auch nächstes Jahr wieder erwachen wird. Der einzige Nachteil ist, dass zuverlässig Gleichbleibendes statisch und dadurch auch bald einmal langweilig wirken kann, ganz besonders dann, wenn zu viel davon gepflanzt wurde. Doch es gibt noch eine vierte Lösung: die Wintergrünen.
Bereits der Name verrät es: Wintergrüne Gewächse behalten ihr Laub (bzw. ihre grünen Triebe) über die Wintermonate hinweg und verlieren es erst dann, wenn im Frühling die neuen Blätter nachwachsen. Je milder der Winter daherkommt, desto fliessender ist dabei die Grenze zu den Immergrünen. Unter ihnen befinden sich einige wenige Sträucher wie Liguster, aber in erster Linie sind sie bei den Farnen, Stauden (z. B. Elfenblume, Lilientraube, Purpurglöckchen, Schlangenbart, Zimbelkraut) und bei Zweijährigen (z. B. Fingerhut, Nachtkerze, Königskerze) zu finden. Nicht zu vergessen die Sonderfälle Alpenveilchen und Aronstab, die sich nur vom Herbst bis Frühsommer zeigen, um dann einzuziehen und einen Sommerschlaf zu halten.
Die meisten davon sind schattenliebende Pflanzen, aber es gibt auch welche, die in sonnigen Beeten zurechtkommen. Erstaunlich, dass ich diese Pflanzengruppe verhältnismässig spät entdeckte, könnte ich mir doch heute keinen Garten mehr ohne sie vorstellen. Sie sind nicht nur wichtige Gestaltungshelfer, sondern verleihen meinen winterlichen Gartenrundgängen immer mal wieder freudige Überraschungen in Form von neu entdeckten Sämlingen oder tollen Farbkombinationen.
Neugierig geworden? Dann habe ich den perfekten Tipp für Sie: Schauen Sie auf Ihren Winterspaziergängen in nachbarliche Gärten hinein – was bei Ihren Nachbarn wächst und wintergrün ist, wird Sie auch in Ihrem Garten beglücken. Sollte dabei auch noch ein Schwatz über den Gartenzaun entstehen, dann umso besser.