Heute werden immer mehr Keller für Wohn- oder Hobbyzwecke genutzt. In Altbauten kein leichtes Unterfangen; oft muss zuerst feuchtes Mauerwerk aufwendig trockengelegt werden. Dabei gibt es zuverlässige neben weniger zuverlässigen Methoden.
Immobilienschätzer prüfen mit Vorliebe den Keller auf verräterische Spuren von Feuchtigkeit. An feuchten, verfärbten Kellermauern hat daher kein Hausbesitzer Freude. Treten dazu noch Salzausblühungen und Modergeruch auf, ist Handeln angesagt. Denn feuchte Mauern sind mehr als nur ein Makel: Einerseits dringt kostbare Heizwärme nach draussen. Und anderseits kann sich an den kalten Aussenmauern Kondenswasser bilden – ein ideales Klima für Algen, Schimmel oder Pilze, was dem Hausklima und der Gesundheit der Bewohner wenig zuträglich ist.
Feuchtes Mauerwerk lässt zudem Holzbalken faulen oder Eisenelemente rosten, und oft werden Farbe und Putz abgestossen. Eine Sanierung ist umso wichtiger, da heute die Kellerräume oft für Wohn- oder Hobbyzwecke genutzt werden.
Woher kommt die Nässe an den Kellermauern? Für Harry Brugger, Spezialist für Mauersanierungen in Kreuzlingen, kann es sich um Feuchtigkeit handeln, die von aussen ans Haus drückt. Anfällig sind vor allem alte Sandstein-, Bruchstein- oder Porenbetonmauern. Oft ist Hang- oder Grundwasser im Spiel, was sich gerade bei starken Niederschlägen zeigt. Zur Schadensbehebung stehen unterschiedliche Methoden zur Auswahl:
• Drainage: Bei Hangwasser werden das Erdreich entlang den Aussenwänden ausgegraben und eine Sickerleitung gelegt. Als zusätzlicher Schutz werden die Aussenwände abgedichtet. Bei nachträglicher Nutzung des Kellers zu Wohn- oder Hobbyzwecken kann eine Aussendämmmung die Kondensation an den Innenmauern verhindern. Drainagen gehören zu den aufwendigeren Methoden.
• Horizontal- oder Vertikalsperren: Die aufsteigende Grundfeuchte in Mauern lässt sich über dem Erdreich mechanisch durch eine Horizontalabdichtung unterbinden. Dabei werden fingerdicke Löcher in die Wand gebohrt – pro Quadratmeter rund 16. Mit dem Einspritzen von Silikonharz (giftklasse- und lösemittelfrei) wird der kapillare Feuchtigkeitstransport unterbunden. Das gleiche Verfahren wird als Vertikalabdichtung bei feuchten Kellermauern angewendet. Bei einer Kellermauer von beispielsweise anderthalb Metern Höhe und vier Metern Breite brauche es 96 Löcher, rechnet Harry Brugger vor. Die Löcher werden mit einem gut atmenden Kalk-Zement-Putz überdeckt. Der Arbeitsaufwand beträgt circa eine Woche. Kostenpunkt: rund 2500 Franken inklusive Putzsanierung bei einer zehnjährigen Garantie.
• Sanierungsputze: Solche Putze lassen die Mauer «atmen», weil sie eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit und ein grosses Porenvolumen für die Salzeinlagerungen aufweisen. Je nach Feuchte sind die Porenvolumen rasch ausgeschöpft; der Putz muss erneuert werden. Wichtig ist, dass der alte, durchfeuchtete Putz vollständig abgeschlagen wird.
Eine weitere Methode zur Bekämpfung von feuchtem Mauerwerk ist die Elektro-Osmose. Dabei werden Elektroden aus verschiedenen Metallen im freigelegten, feuchten Mauerwerk sowie im Boden verankert. Das Ziel: In der salzgesättigten Mauerfeuchte soll ein Gleichstrom entstehen, der die einen Ionen zum Minuspol im Bodenbereich zurückfliessen und so die Mauer trocken lässt. Der physikalische Effekt der Elektro-Osmose existiere zwar, anerkennt Bruno Keller, emeritierter Professor für Bauphysik an der ETH Zürich. Zur praktischen Anwendung äussert er aber Vorbehalte. Um einen erheblichen «Wandereffekt» der Ionen zu erzeugen, brauche es Spannungen von 50 bis 60 Volt, erklärt Keller. Gängige Anwendungen erzeugten aber nur ein bis vier Volt.
Wie so oft scheinen sich aber Theorie und Praxis zu unterscheiden: Anwender der Elektro-Osmose wie die Firma Anderegg in St. Gallen verweisen indessen auf eine 40jährige Erfahrung mit der Methode und legen eine lange Liste von erfolgreich sanierten Gebäuden vor, darunter auch solche der öffentlichen Hand. Das Verfahren der Elektro-Osmose habe sich in der Praxis bewährt, heisst es bei Anderegg.
Schliesslich sei auch die «berührungslose» Osmose erwähnt. Als Laien in physikalischen Fragen lassen sich ahnungslose Hausbesitzer immer wieder Wundergeräte aufschwatzen, die schnellen Erfolg versprechen – «ohne Eingriff in Mauerwerk, ohne Chemie und ohne Strom».
Zwei Arten von Produkten werden angepriesen: Das eine elektronische Gerät bekämpft die Mauerfeuchte mit niederfrequenten Funkimpulsen. Das andere arbeitet mit dem «gravomagnetischen» Feld im Mauerwerk, um die Wassermoleküle umzupolen und eine Abwärtsbewegung der Feuchte in der Mauer zu bewirken. Beide Produkte kosten Tausende von Franken. Das «100 Prozent Erfolg oder Geld zurück»-Lockangebot scheine sich eher auf das Gerät als auf deren Wirkung zu beziehen, wie ein erboster Hausbesitzer berichtet. Von solchen Geräten hält Physiker Bruno Keller «rein gar nichts».
IG Bauschädenprävention, IGBP www.igbp.ch Aus Bauschäden lernen, von Jürgen Blaich, HEV 2008, 32 Franken