Klopfen Sie mit viel Gefühl an der Schale, säbeln Sie Ihrem Ei erbarmungslos den Kopf ab oder greifen Sie zu Präzisionswerkzeug? Vielen ist ein Rätsel, wie man die kleine Köstlichkeit gepflegt öffnen könnte. Wir haben ein paar Vorschläge.
Vieles habe ich ausprobiert. Mit dem Messer das Ei köpfen (Riesensauerei, Eigelb spritzt überall hin), Eierschalensollbruchstellenverursacher (schon der Name sagt, wie hirnrissig und umständlich das ist), Schale kleinklopfen und abpulen (mühsam! Und alles voller kleinster Eierschalen!). Nein, es gibt wirklich nur eine einzige Variante, ein weich gekochtes Frühstücksei anständig und ohne Massaker zu öffnen. Mit dem Eierlöffel sacht einmal um den Eierkopf herum eine Bruchspur klopfen. Kann man auch im Takt zu klassischer Musik machen, wirkt noch mehr sophisticated. Dann Löffel als Hebel an die Bruchstelle setzen, behutsam Löffelspitze ins Ei drücken und aufhebeln. Voilà, elegant, massakerfrei, ohne Guillotinenbrutalität erstrahlt das geöffnete Frühstücksei. Vorwitzig blitzt das Eigelb hervor, bereit für ein paar Tropfen Maggi. Nach royaler Klopfaktion darf es gerne wieder rustikal werden. (miz)
Was für ein überflüssiges Spielzeug für Küchennerds, dachte ich, als ich vor Jahren einen Eiköpfer aus Edelstahl geschenkt bekam. Er wuchs mir jedoch schnell ans Herz: Das Ei steht fest im Becher, das Gerät wird angesetzt, die Schlagkugel fallen gelassen wie bei einer Guillotine und: voilà. Die perfekte Schnittkante, der exakte Kreis ist da. Jetzt kann man mit einem sauberen Schnitt den Deckel vom Ei trennen. Seit ich den Eierschalensollbruchstellenverursacher besitze, koche ich öfter ein Ei. Weil das Frühstück mit dem Präzisionswerkzeug mehr Freude bereitet, als barbarisch mit dem Messer das Ei zu köpfen und ein Chaos auf dem Küchentisch zu veranstalten. Jeder Gast staunt und will es sofort ausprobieren, vor allem Kinder. Ein weiterer Grund für dieses raffinierte Küchenutensil. (mem)
Ein bisschen sieht er aus wie eine verunglückte Schere. Und wenn man die Griffe zusammendrückt und er seine kleinen Zähne zeigt, dann hat er was von einem Piranha auf dem Trockenen. Ja, mein «Eierköpfer mit Scherengriff» wird nie einen Designpreis gewinnen. Aber «form follows function», lautet der wichtigste Merksatz des Produktdesigns, und die Funktion ist bestechend. Zuerst beisst sich der Piranha an der Eierspitze fest, dann zieht man diese zusammen mit dem kleinen Fisch mit einer beherzten Bewegung vom Ei. Eine saubere Sache, splitterfrei, kein Kleckern. Es ist ein kleines Wunder, selbst Vierjährige können das Ding bedienen. So beginnt der Sonntagmorgen gut. (kaf)
Mit dem Messer einen entschlossenen Streich aus dem Handgelenk – und schon ist das Ei sauber geköpft. So weit die Theorie und der Fall, der selten so gelingt. Oft muss man mit dem Messer noch säbeln, wodurch die Eierschale splittert, oder den Deckel abheben, wodurch die Schale bricht, wo sie will. Dann sind manchmal Splitter im Ei, oder das Eigelb läuft aus. Beides mindert den kulinarischen Genuss. Ob der saubere Schnitt gelingt, hängt auch vom Messer ab; es muss massiv sein. Aber noch viel mehr hängt von der Entschlossenheit und Überzeugung ab, mit der man ans Werk geht. Wer zaudert und zweifelt, dem gelingt der saubere Schnitt nicht. So gesehen wird die triviale Handlung am Frühstückstisch unversehens zu einer lebensphilosophischen Frage. Lässt sich die Erkenntnis am Ei übertragen auf die Beziehungskrise, die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, den Streit mit Nachbarn? (ub)