Wer beim Fernsehabend nicht ohne Knabbereien auskommt, hat unterdessen die Qual der Wahl. Die herkömmlichen Kartoffelchips haben im Regal viel Konkurrenz bekommen. Doch wie lecker schmecken die Alternativen aus Linsen, Gemüse und Co.? Das Ostbröckli-Team hat sie getestet.
Das Leben von Chipsliebhabern war mal einfach. Kartoffelchips mit den Aromen Paprika oder Salz, vielleicht noch Snacketti mit Speckgeschmack, zwischen viel mehr Geschmacksrichtungen war da nicht zu wählen. Heute kann man locker 15 Minuten vor dem Regal mit Knabbereien verbringen und weiss noch immer nicht, was denn nun in den Wagen soll. Die Sorte mit Linsen und Paprika? Oder doch die mit Humus und cremigem Kräuteraroma?
Das Ostbröckli-Team hat sechs Alternativen herausgepickt. Gemüse bis Humus, fein gesalzen bis aromatisch gewürzt. Hauptsache, keine herkömmlichen Kartoffeln als Basis. Hier, was uns dabei durch die Köpfe gegangen ist und welche Produkte uns am besten geschmeckt haben. Bewertet von eins bis fünf. Nach Geschmack, Knusprigkeit, Suchtpotenzial und Aussehen. Die Degustation zum Nachlesen.
Inhaltsverzeichnis
Ein britischer Hersteller, der die hiesigen Supermärkte schon seit einiger Zeit erobert und sich vor allem einen Namen für «handgefertigte Kartoffelchips» mit «hochwertigen Zutaten» gemacht hat, wie er selber schreibt. Unterdessen hat auch er alternative Chips im Sortiment. Wir haben die Lentil Crisps getestet. Sie stecken in einer Verpackung mit den für Tyrell typischen Schwarz-Weiss-Vintage-Bildern.
Tyrells, Lentil Crisps, Perfect Paprika
Geschmack: 4
Knusprigkeit: 5
Suchtfaktor: 4,5
Aussehen: 2,5
Diana Hagmann-Bula: Die Lentil Crips erinnern mich optisch sehr an die Bacon-Snacketti von Zweifel. Kaspar Enz: Solid. Knackig, aber nicht zu fest und trotzdem nicht zu fluffig. Jolanda Riedener: Der Suchtfaktor ist schon sehr hoch. Urs Bader: Ich finde die Lentil Crisps interessant im Geschmack. Ich schmecke etwas Cremiges heraus, obwohl Paprika auf der Verpackung steht. Jolanda Riedener: Ich finde, sie sehen nicht besonders edel aus, fast schon trashig. Diana Hagmann: Sie täuschen optisch jedenfalls nicht vor, gesünder zu sein als Chips. Der Kopf meint es zwar, weil Linsen und so drauf steht, ist aber nicht so. Das betonen auch Ernährungsberaterinnen im Zusammenhang mit diesen Produkten immer wieder. Meist gleich viele Kalorien, manchmal weniger Fett, ausser bei Gemüsechips, hin und wieder sogar mehr Salz.
Handcooked Chips bis Gemüsechips, gefriergetrocknete Erdbeeren bis Hafersticks: «So leicht ist besser snacken», lautet einer der Slogans von Heimatgut. Die Produkte des Hamburger Unternehmens sind hauptsächlich in Bioläden erhältlich.
Heimatgut, Gemüsechips, fein gesalzen
Geschmack: 3,5
Knusprigkeit: 3
Suchtfaktor: 2
Aussehen: 3
Jolanda Riedener: Pastinake, Rande, Süsskartoffel, ich kann die verschiedenen Gemüse fast nicht voneinander unterscheiden. Urs Bader: Das ist ein bisschen der Haken an diesem Produkt. Immerhin bei den grossen Stücken gelingt es mir. Kaspar Enz: Drüber liegt ein einheitlicher Geschmack und drunter kommt dann das jeweilige Gemüse hervor. Manchmal beissen sich diese beiden Geschmäcker. Diana Hagmann: Mir sind diese Gemüsechips grundsätzlich etwas zu fettig. Urs Bader: Mich überzeugen diese Gemüsechips. Ich mag das Gewürz, aber sie könnten knackiger sein. Kaspar Enz: Etwas gar fein gewürzt, für meinen Geschmack. Und bei diesem Produkt frage ich mich: Warum sind solche anderen Chips nötig? Warum esst ihr nicht einfach normale Pommes Chips? Jolanda Riedener: Als Topping für Suppen oder Salate kann ich mir die Gemüsechips auch gut vorstellen. Diana Hagmann: Sauce aufladen ist schwierig. Sie zerbrechen.
Hinter dem britischen Foodblog und der Lifestyle-Marke Deliciously Ella steckt Eleanor Laura Davan Mills. Wegen einer Krankheit ernährt sie sich pflanzlich und zeigt auf ihrer Internetseite «köstliche Wege auf, um sich besser zu fühlen», wie zu lesen ist. Zuerst ein Blog, dann eine App, ein Feinkostladen, Rezeptbücher und nun pflanzenbasierte Lebensmittel. Die Baked Veggie Chips sind nur eines davon, das man etwa bei Migros im Sortiment findet.
Deliciously Ella, Sweet Potato and Rosemary Baked Veggie Chips, mit Kurkuma und Schwarzkümmel
Geschmack: 4
Knusprigkeit: 4,5
Suchtfaktor: 3
Aussehen: 4,5
Jolanda Riedener: Diese Chips sind ein bisschen wie Darvida. Ich mag den Rosmarin-Geschmack. Urs Bader: Kurkuma ist auch drin, wohl nur für die Farbe. Diana Hagmann: Sie sehen sehr schön aus. Mir gefallen die Sprenkel, welche der Schwarzkümmel hinterlässt. Und wer mag, der kann damit viel Sauce aufschaufeln. Urs Bader: Etwas langweilig im Geschmack, lautet mein Fazit. Diana Hagmann: Das sehe ich anders. Obwohl sie nicht überwürzt sind, bleibt mir der Geschmack lange im Gaumen. Kaspar Enz: Ich finde die Knusprigkeit super.
Ausgewogen, andersartig, so die Absicht: Hinter dem hippen Namen Vaya verbirgt sich die «gesündere» Linie des Zweifel-Konzerns. Andere Produktvarianten enthalten schwarze Bohnen oder Erbsen, mal sind sie nur gesalzen, mal mit scharfem Wasabi versetzt, die Sorte mit Humus kommt mit beliebtem Sour-Cream-Aroma daher.
Vaya, Humus Creamy Herb Snack
Geschmack: 4
Knusprigkeit: 4
Suchtfaktor: 3
Aussehen: 4
Urs Bader: Das sind angenehme Chips. Jolanda Riedener: Den Humus schmeckt man nicht so raus. Diana Hagmann: Wie viel Prozent macht er aus? Da steht: Kichererbsenmehl 27 Prozent. Kaspar Enz: Der Humus ist versteckt unter dem typischen Zweifel-Drogensalz, oder was immer einen an denen süchtig macht. Urs Bader: Beim selbst gemachten Humus machen halt Tahini, Knoblauch und Zitrone den Gout aus. Diana Hagmann: Mit jedem Stück verleiden sie mir etwas mehr. Wohl doch zu creamy.
Exotisch salziger Kochbananengeschmack, extra crunchy, verspricht der deutsche Hersteller aus Hamburg. El Origen bedeutet «der Ursprung». Unterstützt werden denn auch lokale Farmerinnen und Farmer in Ecuador, die Kochbananen anpflanzen, heisst es.
El Origen, Organic Plantain Chips, Paprika
Geschmack: 4,5
Knusprigkeit: 3
Suchtfaktor: 3,5
Aussehen: 3
Diana Hagmann: Das sind die überraschendsten Chips. Jolanda Riedener: Dafür sind sie nicht so knusprig. Urs Bader: Man muss länger kauen, bis sich der Geschmack zeigt. Die Süsse erinnert mich an den Jahrmarkt. An den Moment, wo man vor dem Zuckerwattenstand steht. Kaspar Enz: Noch fein, die Kombination von Banane und Paprika. Obwohl ich unterdessen Salz- den Paprikachips vorziehe. Am Schluss isst man ohnehin zu viel davon, ob mit oder ohne intensive Gewürzmischung. Diana Hagmann: Bei den Bananenchips drängt sich der Fettgeschmack weniger auf als bei den Gemüsechips. Dafür verkrümeln sie schnell. Jolanda Riedener: Ich mag den Geschmack sehr.
Wer knusprigen und dazu noch nachhaltigen Genuss liebe, werde diesem Produkt nicht widerstehen können, sind sich die Hersteller sicher. Die Brewbee Tschipps sind mit «wertvollen Nebenprodukten» aus der Appenzeller Brauerei Locher angereichert. Sie bestehen aus Gerstenmalztreber und sind auch in den Ausführungen Paprika, Barbecue und Rosemary & Herbs erhältlich.
Brewbee Tschipps, Sea Salt
Geschmack: 3
Knusprigkeit: 3,5
Suchtfaktor: 2,5
Aussehen: 2,5
Jolanda Riedener: Sie sehen unattraktiv aus. Diana Hagmann: Und die Konsistenz ist gewöhnungsbedürftig. Wie Reiswaffeln. Jolanda Riedener: Ein Abfallprodukt weiterverarbeiten, die Idee dahinter ist aber löblich. Ich finde es toll, dass wir eine so grosse Vielfalt an Chips haben. Wer Apéros liebt, muss nicht immer das Gleiche knabbern. Ich mag die Knusprigkeit der Brewbee Chips. Diana Hagmann: Die kleinsten Exemplare im Pack sind sehr hart, da braucht man fast einen Nussknacker, um sie zu verkleinern. Sind sie nicht leicht versalzen? Kaspar Enz: Ich mag diese Chips. Sie sind so unaufdringlich. Urs Bader: Ohne Dipp eher schwierig. Sie sind die perfekte Trägersubstanz für Saucen, weil sie kaum Geschmack haben. Kaspar Enz: Der Geschmack musste halt ins Bier.