Wegen schlechtschliessender Fenster und mangelhaft isolierter Heizleitungen werfen viele Hausbesitzer buchstäblich Geld zum Fenster hinaus. Mit Infrarotbildern kann sichtbar gemacht werden, an welchen Stellen ein Gebäude unnötig Wärme nach aussen abstrahlt.
Ortstermin in einer Mehrfamilienhaus-Siedlung in Dübendorf, Freitag morgen kurz nach acht. Patrick Böhme packt seine Infrarotkamera, ein Gerät von der Grösse einer handelsüblichen Webcam, aus dem Auto und hält Ausschau nach optimalen Standpunkten, um den vierstöckigen Wohnblock seines Kunden von allen Seiten zu fotografieren. Sein Einsatz vor Ort beschränkt sich auf die frühen Morgenstunden und die Zeit vor der Abenddämmerung, denn direkte Sonneneinstrahlung würde die Ergebnisse verfälschen.
Die Ergebnisse, um die es hier geht, sind Infrarot-Fotos, welche die energetische Verfassung eines Gebäudes aufzeigen. Die verschiedenen Farben eines Infrarotbildes zeigen die Intensität der Strahlung: Warme Stellen sind gelb bis rot und weiss dargestellt, kalte Stellen tiefblau. So lässt sich erkennen, wo ein Gebäude Wärme verliert und wo sich sogenannte Kaltbrücken befinden.
«Anhand der Infrarotbilder können wir eine gewisse Diagnostik vornehmen und Informationen für eine allfällige Sanierungsplanung geben», sagt Sven Schneider von der ibih AG, die in grösseren Agglomerationen der Schweiz im Einsatz ist und dank kompakter Routenplanung kostengünstig operieren kann. Die nächsten zwei Wochen sind die Infrarot-Fotografen der ibih in der Region St. Gallen unterwegs.
Die abgebildeten Beispiele sind eine Art «Best of» von Wärmestrahlungsmängeln, wie Schneider sagt. Am häufigsten treffen die Spezialisten mit der Infrarotkamera auf undichte Türen und Fenster sowie Wärmeverluste bei Heizkörpern, -nischen und -leitungen. Bei den Gründen der Mängel halten sich konstruktive Defizite, falsche Verarbeitung und Abnützung die Waage, wie Schneider ausführt.
Die Gründe für eine Infrarot-Analyse sind klar: Mit der Ausmerzung von schlechtisolierenden Stellen lässt sich Energie sparen, Heizkosten und CO2-Ausstoss werden gesenkt.
Allgemeinverbindliche Angaben zum Sparpotenzial zu machen sei relativ schwierig, sagt Schneider, er spricht von Richtwerten. Im Bereich von Fenstern und Türen liegen diese bei 10 bis 15 Prozent Einsparung, bei Aussenwänden und Dach leicht darunter.
In der Zwischenzeit hat Patrick Böhme seinen Morgeneinsatz beendet. Er hat von jedem Objekt eine Handvoll Bilder im Kasten. Die kommen nun in die Datenbank der ibih und werden von einem anderen Kollegen einzeln ausgewertet und benotet. Der Kunde erhält am Schluss eine Mappe mit vier exemplarischen Bildern und den entsprechenden Kommentaren sowie Hinweisen auf sinnvolle Massnahmen. Weiter enthält das Energiezeugnis für das Haus allgemeine Informationen zur Infrarotthermographie, zum Minergie-Label und zum Klimarappen.
Der Einsatz vor Ort dauert rund eine Viertelstunde, er kann auch in Abwesenheit des Hausbesitzers erfolgen. «Manche begleiten uns jedoch interessiert, gerade Männer finden das oft spannend», sagt Schneider. Ein spezieller Aufwand ist nicht notwendig; Besitzer oder Bewohner müssen einzig alle Räume auf 20 Grad heizen, Türen und Fenster schliessen und Aussenjalousien und Rollläden öffnen. Und zwei Wochen später haben sie ein Dossier in der Hand, das auf lange Sicht bares Geld wert ist. Beda Hanimann
Die nächsten zwei Wochen ist die ibih in der Region St. Gallen unterwegs. Ein Auftrag kostet 98 Franken. Telefon 062 823 05 77 www.ibih.ch