Gleich zwei Steine erinnern in Kappel an kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Reformierten und Katholiken.
Kappel am Albis? Es ist für die Geschichte der Schweiz ein bedeutender Ort. Und trotzdem gilt er nicht gerade als nationale Pilgerstätte. Zu zwiespältig sind vielleicht die Assoziationen, die wir gemeinhin mit dem Ort verbinden.
Ihn einmal zu besuchen – darauf hat uns der neue Film über den Reformator Huldrych Zwingli gebracht.
Er ist 1531 im Zweiten Kappelerkrieg als Feldprediger ums Leben gekommen und von den Katholiken als Ketzer verbrannt worden. Aber auch die legendäre Milchsuppe soll hier gelöffelt worden sein, wichtiges Symbol in der Nationalgeschichte unseres Landes.
Kappel liegt «nicht gerade am Weg» am Südwesthang des Albis. Das ist die Hügel- und Bergkette, die sich von Sihlbrugg ZG im Süden bis nach Schlieren ZH im Norden erstreckt, parallel zum Zürichsee. Auch der Hausberg Zürichs, der Uetliberg, gehört dazu. Schon auf der Anfahrt von Sihlbrugg nach Kappel öffnet sich ein weiter Blick auf den Zugersee mit Baar und Zug. Leider ist es stark dunstig, selbst die Rigi hat sich zurückgezogen, der Pilatus ist kaum zu erkennen. Was für ein grossartiges Panorama, wenn erst die Sicht tief in die Berner Alpen frei ist! Darauf sind denn auch die Einfamilienhausquartiere Kappels ausgerichtet, die das Ortsbild prägen.
Und schon bald kommt das Wahrzeichen der Gemeinde mit etwas über tausend Einwohnern in den Blick, das frühere Zisterzienserkloster.
Die Anlage ist heute ein Seminarhotel und Bildungshaus der reformierten Kirche des Kantons Zürich, die Mitbesitzerin ist. Wir besichtigen die gotische Kirche mit schönem Chorgestühl und interessanten Wandmalereien und gönnen uns einen Kaffee auf der Terrasse des Klostercafés, herrliche Aussicht inbegriffen.
In das Kloster war 1523 der junge Heinrich Bullinger als Hauslehrer berufen worden. Durch ihn fand die Reformation hierher; 1527 wurde das Kloster aufgehoben.
Bullinger wurde nach Zwinglis Tod dessen Nachfolger in Zürich.
An die kriegerischen Auseinandersetzungen aus politisch-konfessionellen Motiven zwischen Reformierten aus Zürich und Bern und Katholiken aus der Innerschweiz in Kappel erinnern zwei Steine: der Gedenkstein für Zwingli am Dorfrand, der nicht zu übersehen ist, und der Milchsuppen-Stein, den wir nur mit Hilfe eines elektronischen Suchgeräts finden. Letzterer erinnert daran, dass der Erste Kappelerkrieg 1529 eben gar nicht stattfand, sondern dank Vermittlung noch abgewendet werden konnte. Während der Verhandlungen soll es zu Verbrüderungsszenen zwischen Kriegern gekommen sein, die sich aus einem Kessel eine Suppe aus Milch und Brot teilten. Lebhaft berichtete davon Heinrich Bullinger, dabei gewesen ist er aber nicht. Ob es mehr als eine Legende ist? Das ist umstritten.
Jedenfalls wird die Kappeler Milchsuppe stets dann bemüht, wenn es um die eidgenössische Kompromissbereitschaft geht oder gehen sollte.
Wie auch immer. Unser nächstes Ziel ist das Albishorn, ein Restaurant auf 900 Meter Höhe auf dem Grat der Bergkette. Von der Nachbargemeinde Hausen aus fahren wir etwas in die Höhe und erreichen dann in etwa 25 Minuten zu Fuss unser Ziel. Eine fulminante Aussicht auf den Sihlwald und den Zürichsee sowie ein «Plättli» im Restaurant lohnen diesen Abstecher. Danach bleibt noch genug Zeit, entspannt den nahegelegenen idyllischen Türlersee zu umrunden, was in rund einer Stunde zu machen ist.
Der Kleinsee liegt in einem Naturschutzgebiet, aber man darf darin baden und fischen.
Rund um den See finden sich gepflegte Rastplätze mit Feuerstellen. Der See ist ein gern besuchtes Naherholungsgebiet der Stadt Zürich – man besucht es also besser unter der Woche.