Die Überlebenden

Tip der Buchhändlerin Michel Bergmann erzählt in «Die Teilacher» eine jüdische Familiengeschichte. Deren Hauptfigur ist David Bermann, der «Einstein unter den Teilachern».

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Tip der Buchhändlerin

Michel Bergmann erzählt in «Die Teilacher» eine jüdische Familiengeschichte. Deren Hauptfigur ist David Bermann, der «Einstein unter den Teilachern». Als er 1972 stirbt, erzählt sein (vermeintlicher) Neffe die Lebensgeschichte Davids nach: wie sich dieser zusammen mit Jossel Fajnbrot, Emil Verständig und anderen Überlebenden des Holocaust als Teilacher (Hausierer) durch die Nachkriegsjahre durchschlägt.

Was sie dabei erleben und welche Tricks (bis zum vorgespielten Herzinfarkt) sie sich einfallen lassen, damit das Geschäft trotz der herrschenden Armut läuft, ist phantastisch erzählt. Der Text fesselt von der ersten bis zur letzten Seite, vor allem auch dank des umwerfenden Humors und der Menschlichkeit, welche sich diese Überlebenden trotz der grauenvollen Erinnerungen an den Krieg erhalten haben. Am Ende schliesst sich der Familienkreis überraschend. Für mich ein Roman, der von A bis Z stimmt.

Michel Bergmann: Die Teilacher, Arche Verlag Zürich 2010, Fr. 33.90

Carol Forster

Bücherladen Appenzell

Der Einsame

Der Titel des Romans von Robertsbacka trifft genau den Inhalt und die Qualität des Buchs: «Das zerbrechliche Leben». Es handelt von all den existenziellen Fragen, die den Menschen im Alter oder ab der Lebensmitte beschäftigen.

So auch Thomasson: ein vereinsamter Mann, seit seine Frau, eine Organistin, vor zwölf Jahren beim Untergang der Fähre Estonia ums Leben gekommen ist. Auf jener Fähre hatte Thomasson früher selber gearbeitet – wie übrigens auch der Autor des Romans, der in Schweden lebende Finne Robertsbacka. Thomasson baut in seinem Wohnzimmer eine Kirchenorgel ein zur Erinnerung an seine Frau. Eines Tages sieht er, wie ein Bub drangsaliert wird.

Er kommt ihm zu Hilfe, verletzt sich dabei – und findet so nach und nach heraus aus seiner Einsamkeit. «Das verletzliche Leben» ist ein Buch, das vom Sinn des Lebens handelt, aber auch von Musik, von Erinnerung und Gegenwart. Ein warmherziges Buch in einfacher Sprache, die auch ohne «Action» einen Sog entwickelt, der einen beim Lesen in Bann zieht.

Robertsbacka: Das zerbrechliche Leben, aus dem Schwedischen von Verena Reichel, Hanser Verlag München 2010, Fr. 34.50

Ines Welte

Bücherinsel St. Gallen