Die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr messen sich mit "Maria", einer künstlichen Intelligenz.
Bei den derzeit so enthusiastisch geführten Debatten über künstliche Intelligenz, besser bekannt unter dem knackigen Kürzel KI, ist meist hoch dosierter Optimismus am Start. Bis wir Menschen so ungezwungen mit einer Maschine plaudern können wie mit unserem Lebenspartner, dürfte unsere Welt noch einige Updates erfahren.
Nun hat’s schon andere digitale «Tatort»-Experimente gegeben wie der neuste Export aus München. Man denke an den Stuttgarter «Tatort» «HAL», in dem die Big-Data-Debatte mit Kubrick-Filmzitaten ausgefochten wurde. Oder an den Bremer «Tatort» «Echolot» über eine digitale Kopie eines Menschen, der die Oberhand gewinnt. In München gewinnt die künstliche Intelligenz «Maria» das Vertrauen einer 14-Jährigen, die kurze Zeit darauf verschwindet. War «Maria» Zeugin ihres Todes?
Die analoge Spurensuche auf dem Wald- und Wiesengrund an der Isar drängt die Bilder flimmernder Bildschirme im etwas altmodischeren München wohltuend zurück. Und es ist beinahe schon anrührend und irgendwie tiefbayrisch, wie die künstliche Intelligenz «Maria» vom altgedienten Kommissar Leitmayr mit Zitaten aus dem Matthäus-Evangelium ein Gewissen eingepflanzt bekommt oder wenn ein verdächtiger Systemadministrator mit biblischer Endzeitrhetorik sein «Ihr seid blind, ihr wisst nicht, was kommen wird» prophetisch in die Welt schreit.
Das ändert nichts daran, dass die Verhöre mit «Maria» für uns Zuschauer dann doch wie ein hölzerner Dialog aus einer 1990er-Jahre-Soap wie «Marienhof» klingen. 90 Minuten hält man so was nicht durch.
«Tatort» aus München. «KI». Heute So, 20.05 Uhr.