Wir leben in einer Kultur der Selbstoptimierung und des Leistungsdenkens. In seinem neuen Buch zeigt Psychotherapeut Andreas Knuf auf, wieso Widerstand zwecklos ist und die Wissenschafterin Emma Seppälä erklärt in «Der Trick mit dem Glück», wieso Glück erfolgreich macht.
Auf der Suche nach dem Dauerglück manövriert mancher sich nahe an einen Burnout. Wir leben so sehr in einer Kultur der Machbarkeit, der Selbstoptimierung und des Leistungsdenkens, dass sich sogar das Wohlbefinden diesem Massstab unterwirft. Der in Konstanz praktizierende Psychotherapeut Andreas Knuf nimmt diesen Hang, gegen Widerstände anzukämpfen und das Leben im permanenten Tun-Modus «im Griff» zu haben, kritisch unter die Lupe. Er zieht dabei auch Fälle aus seiner Praxis heran. Ein «Ratgeber» im engeren Sinne ist das Buch nicht – eher eine Analyse der Schwierigkeiten, die sich stellen, wenn man sich gegen Tatsachen und Lebenssituationen auflehnt, die nicht aktiv zu beeinflussen sind. Damit es nicht bei grauer Theorie bleibt, gibt Knuf durchgehend Anstösse zur Selbstreflexion, ohne Rezepte und ohne das Versprechen auf schnellen Erfolg. Denn es braucht Zeit und Geduld, unabänderliche Dinge anzunehmen. Dies aber, so seine Überzeugung, setzt Energien frei für alles, was das Leben reicher und erfüllter macht.
Andreas Knuf: Widerstand zwecklos. Wie unser Leben leichter wird, wenn wir es annehmen, wie es ist. Kösel, 189 S., Fr. 24.–
Ein Glaubenssatz der Leistungsgesellschaft lautet: Erfolg macht glücklich. Wer sich diszipliniert auf Ziele fokussieren und Belohnungen aufschieben kann, wer sich anstrengt, alles immer besser und schneller zu erledigen, sichert sich seinen Platz an der Sonne. Emma Seppälä, wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Altruismusforschung an der Stanford University, kehrt diese Überzeugung um: erst das Glück macht erfolgreich, schreibt sie in «Der Trick mit dem Glück». Wer nicht im Augenblick anwesend sein kann, in Gedanken immer schon beim übernächsten Punkt auf der Erledigungsliste ist, wer nicht erkennt, dass Multitasking zu schlechteren Resultaten führt – der steht ihren Forschungen zufolge nicht nur seinem Glück im Weg, sondern bringt sich auch um den Erfolg seiner Anstrengungen. Freundlichkeit dagegen, Ruhe und eine gute Beziehung mit sich selbst geben Kraft. Und man kann den Zugriff auf diese inneren Ressourcen trainieren wie die Muskeln.
Emma Seppälä: Der Trick mit dem Glück. Mehr Erreichen durch weniger Tun. Knaur Balance, 240S., Fr. 28.–