Die glibberigen Nesseltiere trüben immer häufiger und an immer mehr Stränden das Badevergnügen. Schuld an der Ausbreitung der Quallen sind wir Menschen.
Wo Menschen gern im Meer baden, fühlen sich auch Quallen wohl. Nicht nur am Mittelmeer und seinem Seitenarm Adria ist mit ihnen zu rechnen, sondern auch an Nord- und Ostsee oder an manchen Stränden in Thailand und Australien.
Quallen vermehren sich weltweit massenhaft. Und wir Menschen tragen die Hauptschuld daran. Die globale Erwärmung der Meere und die zunehmende Wasserverschmutzung in Küstennähe tragen zur Ausbreitung der Quallen bei. Ein besonders wichtiger Faktor ist zudem die Überfischung der Meere, denn dadurch werden auch die natürlichen Fressfeinde der Quallen dezimiert, insbesondere Thunfische.
Zwar sind die meisten der mehreren tausend Quallenarten harmlos – unter anderem jene in unseren Schweizer Süsswasserseen –, aber die hautnahe Begegnung mit den glibberigen Dingern hinterlässt deshalb bei immer mehr Feriengästen ungute und teils auch schmerzhafte Ferienerinnerungen.
Wenn sie durchs Wasser schweben, machen diese Nesseltiere einen eleganten Eindruck. An den Strand gespült, wirken sie aber vor allem eklig. Und je nach Art können Quallen auf der Haut zur Qual werden: Bereits ein kurzer Kontakt mit den schwabbeligen Nesseltieren kann langanhaltende Beschwerden verursachen.
Am glimpflichsten verlaufen noch Kontakte mit den an Nord- und Ostsee häufigen Ohrenquallen (Aurelia aurita). Sie sind ungefährlich, bei massenhaftem Auftreten können sie einem aber das Badevergnügen gehörig vermiesen. Ohrenquallen werden bis zu 40 Zentimeter gross, ihre Nesselkapseln können jedoch die menschliche Haut nicht durchdringen.
Schlimmer erweisen sich Begegnungen mit Kompass-, Leucht- oder Feuerquallen, zu welchen unter anderem die gelben und blauen Nesselquallen gehören. Eine Berührung mit diesen Arten kann zu allergischen Reaktionen, einem stark stechenden Schmerz, Quaddelbildung, Übelkeit, Erbrechen und eventuell Bewusstlosigkeit führen. Die giftigen Quallenfäden (Tentakeln) der Feuerquallen können bis zu zehn Meter lang sein und lösen meist in Sekunden, manchmal aber erst bis zu sieben Stunden später ein brennendes Gefühl aus.
Nicht selten bekommt man den Übeltäter gar nicht erst zu Gesicht: Schon Teile von Tentakeln, die durch Schiffsschrauben abgetrennt worden sind und unsichtbar im Meer treiben, reichen aus, um Schmerzen und juckende Ausschläge auszulösen.
Berührt die Qualle eine vermeintliche Beute mit ihren Tentakeln, schleudert sie ihre Nesselkapseln wie Harpunen in die Haut des Opfers. Ein einziger Fangarm kann Tausende von Nesselkapseln in die Haut hineinschiessen. Die Folgen reichen von kleinen Pünktchen und Streifen auf der Haut bis zu einem regelrecht peitschenhiebartigen Muster. Selbst schwerste Schmerzen mit Fieber und Schockzuständen sind möglich.
Doch es geht auch noch heftiger. Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) schwimmt mit Hilfe einer luftgefüllten Blase und hat bis zu fünf Meter lange Tentakel. Bei ihr handelt es sich denn auch streng genommen nicht um eine Qualle, sondern um eine Seeblase. Sie kommt vor allem in tropischen und subtropischen Gewässern vor.
In jüngerer Vergangenheit wurde sie aber auch schon rund um die Balearen (Mallorca, Menora, Formentera) und an Küsten des spanischen Festlandes gesichtet. Auf Mallorca wurde deshalb in der Bucht von Palma im Mai 2018 vorübergehend sogar ein Badeverbot erlassen. Symptome von Begegnungen mit Portugiesischen Quallen sind intensive, brennende Schmerzen, schwere Hautschäden mit Blasen bis hin zu Schock, Atem- und Herzstillstand.
Als besonders gefährlich gilt die Würfelquallenart Irukandji, eine kleine, nur 2 bis 3 cm grosse Qualle. Sie kommt vorab im Norden Australiens vor, oft in tieferen Gewässern und in Riffnähe. Das gefürchtete Irukandji-Syndrom macht sich durch schwere Bauch-, Brust- und Rückenschmerzen bemerkbar.
Ebenfalls zu den Würfelquallen gehört die gefürchtete Seewespe (Chironex fleckeri), die insbesondere im Norden und Osten Australiens, in Thailand und auf den Philippinen auftritt.
Sie hat bis zu 15 Tentakel, die etwa drei Meter lang werden können. Ihre Berührung kann zu schweren Hautschäden, Lähmungen und Herzrhythmusstörungen führen. Die Seewespe gehört zu den giftigsten Tieren überhaupt. Jährlich gibt es weltweit mehrere tödlich verlaufende Vergiftungen.
Im Mittelmeer gibt es Verwandte der Seewespe, die aber nicht giftig sind. Panik ist generell ein schlechter Ratgeber, Vorsicht aber sollte man walten lassen und sich vor Ort auch informieren.
Nach einer unliebsamen Begegnung mit allen «Brennesseln des Meeres» sollten Schwimmer oder Taucher das Wasser möglichst schnell verlassen und ihre Haut am besten von einem Helfer absuchen lassen. Noch haftende Tentakel werden dabei vorsichtig weggenommen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Eine weitere Plage an Mittelmeerstränden und Adriaküsten sind Seeigel. Ihre Stacheln führen zu starken Schmerzen, Schwindelzuständen, Verkrampfungen der Muskeln und sogar zu Lähmungen. Ihre abgebrochenen Spitzen bleiben in der Haut stecken und entzünden sich.
Erste Hilfe: Man kann ein Klebeband auf die betroffene Stelle aufdrücken und dann behutsam abziehen, wobei die Stacheln kleben bleiben und so aus der Haut herausgehen. Anschliessend sollte man die verletzte Stelle etwa fünf Minuten lang mit fliessendem warmem Wasser und mit Seife waschen. Danach die Wunde mit einer feuchten Kompresse abdecken.
Weitere Möglichkeit: Heftpflaster eine Weile kleben lassen. Unter ihm quillt die Haut nach ein paar Stunden auf. Stacheln lassen sich so leichter entfernen.
Seegurken, Seesterne und Fische am Meeresboden (z. B. Stachelrochen oder Steinfisch) können ebenfalls schmerzhafte Verletzungen verursachen. Zum Schutz sollte man in südlichen Küstenregionen, vor allem an abgelegenen Stränden, leichte Badeschuhe tragen.
Die englische Internetseite http://www.perseus-net.eu/en/jellyfish_map/index.html gibt einen Überblick über aktuell beobachtete Quallen.