Ausgeklügelte Systeme haben die Tiere, um sich vor der Kälte zu schützen. Der Zitronenfalter lagert sogar sein eigenes Frostschutzmittel ein.
Schmetterlinge haben verschiedene Überlebensstrategien. Sie überwintern als Ei, Raupe oder Puppe, oder sie ziehen in den Süden. Nur der Zitronenfalter überwintert ungeschützt im Freien. Dafür muss er zuerst alles entbehrliche Wasser ausscheiden. In der übrig gebliebenen Körperflüssigkeit lagert er Frostschutzmittel ein, das den Gefrierpunkt herabsetzt. So kann der Zitronenfalter Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius aushalten. Neben der Winter- pflegt der Falter auch eine Sommerruhe. Das lässt ihn alt werden. Während andere Schmetterlinge nur Wochen leben, schafft es der Zitronenfalter auf mehr als ein Jahr.
Nicht nur der Mensch heizt im Winter ein. Auch die Honigbienen. Und das wie üblich im Teamwork. Das Bienenvolk zieht sich im Stock zur Wintertraube zusammen. Im Zentrum des kugeligen Gebildes beträgt die Temperatur immer 25 Grad. Dort sitzt die Bienenkönigin, deren Arbeiterinnen die Traube warm halten. Dafür lassen sie ihre Flugmuskulatur im Leerlauf zittern. Eine Arbeiterin kann ihren Brustbereich so auf über 40 Grad aufheizen. Damit die äusseren
Bienen nicht auskühlen, werden sie regelmässig von Kolleginnen aus dem Innern der Wintertraube abgelöst. Die Energie für die Heizleistung beziehen die Bienen aus ihren Honigvorräten.
Eine Fledermaus ist im Sommer viel unterwegs. Das viele Fliegen und die Körpertemperatur, die konstant auf 40 Grad gehalten werden muss, brauchen viel Energie. Die Zwergfledermaus frisst deshalb in einer Nacht etwa 2000 Insekten. Im Winter fliegen keine Mücken. Deshalb fällt die Fledermaus in eine Starre, senkt die Körpertemperatur im versteckten Winterquartier bis knapp über 0 Grad und reduziert alle energiezehrenden Funktionen auf ein Minimum. Zwischen zwei Atemzügen verstreichen 90 Minuten.
Wenn es richtig kalt ist, krabbeln Millionen von Springschwänzen aus dem Waldboden und hüpfen über den Schnee, weshalb sie Schneeflöhe genannt werden. Im Unterschied zum Zitronenfalter tragen Schneeflöhe das Frostschutzmittel nicht im Körper. Sie fressen deshalb den Algenbelag an Baumstämmen, denn diese Einzeller schützen sich im Winter mit Gefrierschutzmitteln gegen Eisbildung. Als Tiefkühlnahrung erlauben die Algen den Schnee-flöhen, ihren Gefrierpunkt bis auf minus 12 Grad zu senken. So weit lassen es die Springschwänze aber nicht kommen, bei minus 2 Grad verkriechen sie sich im Wald-
boden. Bei 10 Grad ist es ihnen aber bereits zu heiss, deshalb
machen Schneeflöhe einen Sommerschlaf.
Der Siebenschläfer hält von unseren einheimischen Tieren den längsten Winterschlaf. Er schläft nicht sieben, sondern acht Monate, manchmal sogar zehn. Drei Monate sind das Minimum, sonst verliert er im Schlaf zu wenig Pfunde und ist deswegen im Frühling nicht fortpflanzungsfähig. Wie alle Winterschläfer hat er zwei Fettdepots, ein weisses und ein braunes. Das weisse Fettdepot wird während des Schlafs aufgezehrt, das braune enthält viele Mitochondrien in den Zellen, mit deren Hilfe das braune Fett in Wärme umgesetzt werden kann. Das erzeugt die Energie, um den Körper für die sporadischen, kurzen Wachphasen aufzuwärmen.
Die Insektenfresser unter den Vögeln würden im Winter bei uns verhungern. Deshalb sammeln sich die Rauchschwalben im Herbst und ziehen in den Süden. Über Frankreich und Spanien nach Marokko, der afrikanischen Westküste entlang. In West- und Zentralafrika folgen sie den Regenfällen in den Savannen und legen 12 000 Kilometer zurück. Im Februar fliegen sie wieder nordwärts und kommen Mitte März in der Schweiz an – im gleichen Nest wie im Jahr zuvor.
Im Winter tauchen die meisten Fische etwas weiter nach unten in eisfreie Tiefen. Ihre Körpertemperatur gleicht sich der Umgebungstemperatur an, so dass sich die Stoffwechselvorgänge verlangsamen. Um Energie zu sparen, bewegen sie sich kaum. Nicht so Forelle und Felchen, sie laichen sogar in den Wintermonaten. Eine andere Strategie wählt die Schleie. Sie liegt im Energiesparmodus in Schlamm gebettet und harrt besserer Zeiten. Das macht sie sehr anpassungsfähig. Die Schleie ist deshalb weit verbreitet und auch in Tümpeln zu finden, in denen sonst kein Fisch überlebt.