Eine internationale Studie mit Schweizer Beteiligung zeigt, dass das Blätterdach der Wälder die darunter lebenden Organismen vor der Erderwärmung schützt.
Im vergangenen Hitzesommer suchten viele im Wald Schutz vor der Hitze. Was viele aus dem Bauch heraus machen, bestätigt eine internationale Studie mit Beteiligung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). In fünf Kontinenten – in den Tropen, in der gemässigten Zone und in den nördlichen Wäldern haben Forscher die Temperatur gemessen. Dabei haben sie festgestellt, dass die maximalen Temperaturen in den Wäldern weltweit vier Grad Celsius tiefer sind als ausserhalb. «Bäume bilden mit ihren Blättern und Ästen eine wärmedämmende Schicht über dem Wald», erklärt Florian Zellweger von der WSL. Deshalb ist es im Sommer unter den Bäumen kühler. Im Winter aber kehrt sich das Muster um – die Waldtemperaturen sind im Durchschnitt um ein Grad wärmer.
Weil das Blätterdach die sommerlichen Hitzewellen abmildert, sind Pflanzen und Tiere im Wald der aktuellen Erderwärmung weniger stark ausgesetzt als Arten, die ausserhalb des Waldes leben. «Da Wälder ein Viertel der Erdoberfläche bedecken und zwei Drittel der gesamten Biodiversität beherbergen, macht dies einen grossen Unterschied bei Vorhersagen darüber, wie sich der Klimawandel auf die Naturvielfalt auswirken wird», sagt Zellweger.
In der neuen Studie zeigen die Forscher zudem erstmals auf, dass mit steigenden Temperaturen auch die Pufferkapazität der globalen Wälder steigt, wie das WSL schreibt. Die maximalen Lufttemperaturen im Wald werden trotz Erderwärmung wahrscheinlich geringer ausfallen als bisher angenommen. «Auch wenn die Temperaturen ausserhalb der Wälder weiter ansteigen, folgen die Temperaturen innerhalb der Wälder nicht unbedingt diesem Trend», sagt Zellweger. Die Temperaturen im Wald und im Freien klaffen dann weiter auseinander. Diese Pufferwirkung betone die Notwendigkeit, bestehende Wälder zu erhalten und die Wiederaufforstung zu verstärken, erklärt der Wissenschafter. (Kn.)