Die Halloween-Outfits der Kinder wecken manchmal nicht nur Grauen, sondern sagen auch viel über ihre Erzeuger aus. Unsere Typologie zeigt, was für ein Elternhaus hinter der Verkleidung steckt.
Inhaltsverzeichnis
So, wie sie auf Schulreisen immer Minipic und Zweifel Chips aus dem Rucksack ziehen, so präsentieren sich Rich Kids auch an Halloween: immer mit coolstem Material ausgestattet. Budgetpunkt: irrelevant. Die Eltern sind jedes Jahr fast schon gespenstisch spendabel und bereit, einen hochmodernen Ganzkörperanzug zu sponsern. Orientiert an neuesten Trends (aktuell: Squid-Game-Anzüge), werden locker ein paar hundert Franken hingeblättert. Das ist, wie oft mit kostspieligen Dingen, unpersönlich und tendenziell langweilig. Nichtsdestotrotz stehen diese Kinder bei Mitschülern stets als Helden da.
In einer Mischung aus Überforderung und Do-it-yourself-Überzeugung gerät das Mami kurz vor Halloween in einen kreativen Trancezustand: Selbstgemachtes sei schliesslich nachhaltiger als gekaufter Plastikkommerz. Helme, schwarze Tücher, Gesichtsfarbe und alte Wanderschuhe werden aus der Garage geholt, um einen gruseligen Look zu kreieren. Gruselig wird es dann wirklich – im peinlichen Sinn für die Kinder, die sich am liebsten verweigern würden. Da aber die Zeit drängt, zieht der Sohnemann als verkleidete Fledermaus aka Hexer aka Gespenst von dannen. Und schämt sich einen Abend lang.
Oft Teenagermädchen, die Halloween mit einem Modelcasting verwechseln. Stets obsiegt der Wunsch, sich mal richtig sexy herauszuputzen. Also werden Miniröcke und High Heels kombiniert, rote Lippen geschminkt und das Décolleté ausgestopft. Erscheint das Töchterchen so im Türrahmen, schauen sich die Eltern nur betreten an. Auf die Empörung (der Mutter), das verständnisvolle Zureden (des Vaters) folgt das Geschrei (der Tochter). Man einigt sich dem Halloweenfrieden zuliebe auf eine züchtigere Version. Glücklich ziehen die Girls los – und sich im Treppenhaus heimlich nochmals um.
Im Fussball nennt man sie Hooligans, an Halloween ist diese Spezies die Miniausführung derselben. Nicht die Sache steht im Vordergrund, sondern die Legitimation, einen Abend lang Seich zu machen. Für eine Verkleidung reicht entweder die Zeit oder das Budget nicht, also werden Vampirzähne eingesetzt und eventuell ein bisschen Gesichtsfarbe aufgetragen. So geht es in die Nacht– mit lauten Knallern, stinkenden Petarden und sechs Eiern im Gepäck. Die Krawallkids sind denn auch mitverantwortlich, dass die jüngeren Kinder da draussen Halloween als so verstörend empfinden.
Vor zehn Jahren waren sie wortwörtlich der letzte Schrei, heute sind sie nur noch zum Heulen. Angelehnt an die Horrorserie «Scream», sieht man diese Kopfverkleidung an jeder Halloweenparty im Dutzend. Ganz klassisch sieht das so aus: Unten Strassenoutfit, oben Scream-Maske, fertig ist der Horrorlook. Auch wenn die Aufmachung zugegeben bis heute zum Fürchten ist, Stimmung kommt damit nicht richtig auf. Weil zu beliebig, zu abgedroschen. Trotzdem hält sich der Klassiker, der übrigens nur sehr bedingt mit Edvard Munchs «Der Schrei» zu tun hat, hartnäckig an jedem 31. Oktober.
Auch die Mamis sollen erwähnt werden. Vornehmlich trifft man zweierlei Typen an: Nummer eins nimmt Halloween ernst, zu ernst. Wirft sich ins Sexy-Hexy-Gewand oder zückt das gewagte Hausmädchenkostüm, um mit Freundinnen an einer Party in der Stadt «abzugehen». Nun gut. Nummer zwei ist die Aufpasserin mit Regenjacke und Turnschuhen. Sie zieht auch um die Häuser, zusammen mit der Kinderschar, hält sich aber im Hintergrund und schaut, dass die Kids nicht an falschen Türen klingeln. Heuer verkleidet sich dieses Mami sogar ein bisschen – mit einer pfiffigen Halloween-Mundschutzmaske.