Mit «Red Dead Redemption 2» erscheint das wohl meisterwartete Videospiel
des Jahres. Das Spiel setzt gemäss Kritikern neue Meilensteine im Realismusgrad und der Storyline.
«Rockstar Games, Inc.» ist eines der bekanntesten Studios in der Videospielwelt. Ihre erfolgreichste Serie, «Grand Theft Auto», ist berühmt-berüchtigt – der fünfte Teil der Serie ist eines der meistverkauften Spiele aller Zeiten. Die Serie wird allerdings immer wieder wegen ihrer gewalttätigen Inhalte und des zynischen Weltbildes rege diskutiert.
Nach fünf Jahren meldet sich das Studio nun mit seinem neuesten Streich für die Playstation 4 und Xbox One zurück: «Red Dead Redemption 2», der Fortsetzung der Western-Simulation aus dem Jahre 2010. Der erste Teil verkaufte sich 14 Millionen Mal und wird von Videospielkritikern und Fans noch heute in höchsten Tönen gelobt. Das Spiel begeisterte durch seine lebendige Wild-West-Welt, in der zufällige Ereignisse erstmals jedem Spieler eine ganz eigene Spielerfahrung bescherten. Zusätzlich faszinierte die Geschichte des Ex-Banditen John Marston, der Mitglieder seiner früheren Gang nachjagen muss, um seine Familie zu retten. Die lang erwartete Fortsetzung dreht die Uhr nun um zehn Jahre zurück: Marstons Gang ist noch nicht zersplittert, er selbst ist noch ein Greenhorn. Der Spieler schlüpft aber nicht mehr in seine Cowboystiefel, sondern in jene von Arthur Morgan, einem weiteren, bisher unbekannten Mitglied der nach ihrem Anführer benannten «Van der Linde»-Gang.
Wie schon im ersten Teil neigt sich die Wildheit des Westens aber bereits dem Ende zu: Banditen wie John, Arthur und Co. fliehen vor dem unausweichlichen Fortschritt des nahenden Industriezeitalters.
Der Spieler begleitet die Banditen während ihrer Flucht gen Osten, wobei die Gang eigentlich aus einer Gruppe von rund 20 Männern, Frauen und Kindern besteht. Für deren Wohl zu sorgen, ist Arthurs Aufgabe – und damit auch die des Spielers. Es mangelt aber nicht an Ablenkungen: Jagen, Poker spielen oder Pferde zähmen – das «Rockstar»-Studio ist bekannt dafür, seine virtuellen Spielplätze mit allerlei Aktivitäten zu füllen. Speziell auch: In diesem Spiel sollen alle Handlungen der Gamer Konsequenzen haben: Erscheint man voller Blut oder Schlamm in einem Saloon, wird man anders empfangen, als wenn man frisch rasiert dort auftaucht. Die virtuellen Bewohner der fiktiven amerikanischen Städte in «Red Dead 2» sollen sich auch daran erinnern können, wenn man ihnen geholfen hat – oder ob man ihnen unrecht getan hat.
Die ersten Reviews des Spiels bestätigten gestern, dass das «Rockstar»-Studio seine hohen Ziele erreicht hat. Mit einer Wertung von 97/100 Punkten ist «Red Dead Redemption 2» gemäss der Webseite Metacritic das bestbewertete Videospiel des Jahres und liegt damit vor «God of War», welches bisher mit 94/100 Punkten auf Platz eins lag. Die Wertung könnte aber noch sinken. Kritiker loben besonders wieder die Geschichte, die trotz ihrer 60 Stunden Spielzeit mit eindrücklichen Figuren und gut besetzten Schauspielern bis zum Schluss fesselt.
Viel Lob erhält auch die virtuelle Spielwelt, die in Sachen Detailverliebtheit und Wirklichkeitsnähe in dieser Form alles bisherige in den Schatten stellt. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass «Rockstar Games»-Mitarbeiter teils horrende Arbeitszeiten aufgebürdet werden. Ein Problem, das die ganze Videospielindustrie plagt. Manche Entwickler sprachen von Arbeitszeiten von über 100 Stunden pro Woche. Videospieljournalisten haben deshalb die Frage aufgeworfen, ob ein solcher Grad an Spiel-Realismus nicht auch ohne solche Opfer erreicht werden kann.