KKL Luzern
Wiener Opernball-Orchester: Bis hin zum Publikumsapplaus ein «echtes» Neujahrskonzert

Den Abschluss der Neujahrskonzerte im KKL machten Wiener «Originale» wie das Wiener Opernball Orchester vor ausverkauftem Saal.

Roman Kühne
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Dirigent Andreas Spoerri in einem Konzert 2022.

Dirigent Andreas Spoerri in einem Konzert 2022.

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Mit dem «Radetzkymarsch» von Johann Strauss Vater als Zugabe verwandelt sich am Samstag das KKL endgültig in den Wiener Musikverein. Und wie in der Donaustadt klatscht das Publikum im komplett vollen Haus eifrig mit. Pianissimo, wenn es leise sein muss, forte, wenn die Trompeten schmettern. Man weiss, wie es geht. Weltweite Liveschaltungen ­haben die österreichische 1.-Januar-Feier zum wohl berühmtesten Klassikevent der Erde ­erhoben.

Was das Publikum an diesem Samstag – und tags darauf in der Johann-Strauss-Gala der K&K Philharmoniker – hört, ist so etwas wie das «echte» Neujahrskonzert. Zwar bringen den Konzertsaal nicht die Wiener Philharmoniker zum Drehen. Aber mit dem Wiener Opernball Orchester und dem Schweizer Dirigenten Andreas Spörri stehen am Samstag Experten für die schunkelnden Töne auf der Bühne. Beide prägen seit Jahren wesentlich das Tanzfest in der Wiener Staatsoper. Denn «Wienern» will gekonnt sein. Dies zeigt sich besonders schön im Walzer «An der schönen blauen Donau» von Johann Strauss Sohn. Da ist einmal der Klang. Das Wiener Opernball Orchester spielt süss, gemütsreich, ja sinnlich. Die vielen Verzögerungen und die ständigen Tempowechsel mögen bei anderen ­Stücken kitschig wirken. Hier passen sie und schenken den Tänzen ihre flatterhafte, etwas frivole Unbestimmtheit. Oder der Mut, zwischen dem Metrum zu spielen. Wenn die Waldhörner ihre zwei Nachschläge setzen, dann folgen die Musiker nicht dem trivialen Schunkelmodus. Leicht verzögert und neben den Takt geworfen, zaubern sie etwas Schattenhaftes in den Dreivierteltakt.

Wiener Komponisten, echt wienerisch gespielt also. Allerdings auch mit teilweisen Ungenauigkeiten an Stellen, wo sie nicht hingehören – wie dem Anfang der «Pizzicato-Polka» von Johann und Josef Strauss. Der Tenor Michael Heim mit seiner neckischen Schauspielkunst und die Sopranistin Claudia Goebl mit ihren quirligen, reinen Tongirlanden setzten in der Zu­gabe– «Tausend kleine Engel singen» aus Emmerich Kálmáns «Die Csárdásfürstin» – dem Ganzen mit zusätzlichem Österreich-Gefühl die Krone auf.

Das Wiener Opernball Orchester spielt im KKL «Operettenzauber» am So, 4. Juni, www.obrassoconcerts.ch