Weniger ist mehr

Einfache, eindringliche Songs, die mit Humor, aber auch mit wütendem Gestus gefallen: Die englische Band Art Brut präsentiert in der Grabenhalle ihr neues Werk.

Marc Peschke
Drucken
Rock mit einer Portion Humor: Art Brut sind heute in St. Gallen. (Bild: pd)

Rock mit einer Portion Humor: Art Brut sind heute in St. Gallen. (Bild: pd)

Benannt haben sie sich nach der anti-akademischen Kunst Jean Dubuffets – und auch die Musik der englischen Band Art Brut sollte am Anfang so sein: jenseits des Etablierten. Doch Outsider sind sie heute nicht mehr. Die 2003 gegründete Londoner Band um Sänger Eddie Argos gehört mir ihrem New British Wave seit ihrem Début «Bang Bang Rock & Roll» zu den wichtigsten jüngeren englischen Gruppen.

Schon das von Pixies-Sänger Frank Black produzierte Album «Art Brut vs. Satan» überzeugte durch rasante Dringlichkeit: Das bei «Cooking Vinyl» erschienene Werk vereinigte Wut mit Spielfreude, hymnischen Indierock mit unprätentiösem Cockney-Bier-Punk. Jetzt sind sie auf Tour, um ihr neues Werk «Brilliant! Tragic!» vorzustellen.

Witzige Texte

Auch das neue Album ist ein musikalischer Knallkörper. Immer noch gilt: Argos' sonderbarer Sprechgesang – diesmal mehr singend als sprechend – gehört zum Originellsten, was Pop-England derzeit zu bieten hat. Diese Musik könnte etwa auch Fans der Arctic Monkeys gefallen, denn bis heute kultivieren Art Brut musikalisch ihre eigene Ungeschliffenheit – und die Texte von Eddie Argos gehören mit zu den witzigsten, die man im Pop hören kann.

«Bad Comedian» etwa ist ein Spottlied auf den neuen Freund der Ex-Freundin; wunderbar etwa auch das Stück über die eigene Beerdigung oder jenes über Guns 'n' Roses-Frontmann Axl Rose. Doch auch Alltägliches findet Eingang in die Texte des Quintetts: Eine simple Busfahrt kann da Anstoss für Gedanken sein – oder ein Ferienjob. Das alles schweisst die Band zu einfachen, eindringlichen Songs zusammen, die vor allem durch den wütenden Gestus gefallen – und nicht lange brauchen, um auf den Punkt zu kommen.

Knackige Reduktion

Manchmal, denkt man sich beim Hören, ist es wirklich so: Weniger ist mehr. Diese knackige musikalische Reduktion, gepaart mit einer guten Dosis Selbstironie, der stetige Blick zurück, letztlich zurück bis zu den Sex Pistols, macht den Reiz dieser Londoner Wutband aus. «Diesmal gibt es ein paar Songs, die dir den Atem stocken lassen», sagt Sänger Eddie Argos über das erneut bei «Cooking Vinyl» erschienene Album. Heute stellen sie es live in der Grabenhalle vor. Mit dabei ist die junge Ostschweizer Band The Skrufs.

Heute Mo, Grabenhalle, 21 Uhr (Tür 20 Uhr)