Die neue Komposition des St.Gallers Alfons K. Zwicker setzt sich mit einem modernen Märtyrer auseinander. Zwicker gibt in seiner Musik immer wieder auch den Opfern eine Stimme.
Alfons K. Zwicker kann nicht anders. Seine Stoffe, seine Inspirationen kommen oft aus düsteren, bedrückenden Welten. Und es ist Musik, die sich im Falle seiner Opern in die Welt von Gewalt, in das Leiden der Opfer einfühlt und es mit Klängen ausdrückt. Diese Affinität zu den Leidenden erklärt der Komponist, der sich lange mit seinen Themen beschäftigt, bevor er sie aufs Notenpapier bringt, als «karmisches Mitbringsel aus einem anderen Leben». Nur darüber könne er sich die Authentizität erklären, mit der er als Komponist einen so direkten Zugang zu den Schicksalen von Menschen in Opferrollen finde und immer wieder suche.
Alfons K. Zwicker hat sich mit Folteropfern in Chile musikalisch auseinandergesetzt, oder mit den jüdischen Opfern des Holocaust nach der Novelle «Das Konzert» von Hartmut Lange. Jetzt legt er neun «Stationen» für Viola, Violoncello und Klavier vor, als instrumentale Vorbereitung auf eine neue Oper, die 2021 fertig sein soll und den Tod des zweiten UNO-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld zum Thema hat.
Kein Geringerer als Opernintendant David Pountney hat für Zwicker nach Hammarskjölds Tagebuch «Zeichen am Weg» ein Libretto geschrieben. Der Kontakt des St.Galler Komponisten zum englischen Opernregisseur ist über Zwickers Oper «Der Tod und das Mädchen» in Leipzig entstanden.
Dag Hammarskjöld starb 1961 bei einem Flugzeugabsturz während einer Mission im damaligen Kongokonflikt. Zeitgleich zum kongolesischen Präsident Patrice Lumumba. Was genau passiert ist, bleibt bis heute ungeklärt. Die Akten sind beim CIA sowie dem französischen und belgischen Geheimdienst bis heute unter Verschluss. Zwicker geht, wie viele andere, von einem Attentat aus.
Alfons K. Zwickers Oper hat den Titel «Der letzte Flug». Die Erinnerungen des schwedischen Diplomaten haben auch eine religiöse Komponente und teilweise literarische Qualität. David Pountney, für den Hammarskjöld einen modernen Märtyer darstellt, hat das Tagebuch in 14 Stationen gegliedert, analog zu den christlichen Kreuzwegstationen. Schon vor 14 Jahren hat Zwicker angefangen, sich mit dem Stoff zu beschäftigen. In den neuen Instrumentalstücken für Trio übersetzt er die Emotionen des Tagebuchs in rein instrumentale Gedanken. Die neun «Stationen» sind also wie schon genau ausgefeilte Vorstudien zur Partitur der Oper. Ein halbes Jahr hat Zwicker daran gearbeitet.
Es handelt sich um ein Auftragswerk eines neuen, sich auf zeitgenössische Musik konzentrierenden Trios. Petra Ackermann (Viola), Martin Jaggi (Violoncello) und Philipp Meier (Klavier) werden Zwickers Werk aus der Taufe heben. Kompositionen für das Duo Viola-Klavier und Viola-Cello ergänzen die Uraufführung. Sie stammen aus der Feder von Giacinto Scelsi, Thomas Wally und des Cellisten Martin Jaggi. Radio SRF nimmt das St.Galler Konzert auf.
Hinweis
Uraufführung: Fr, 19.30 Uhr, Kult-Bau (Konkordiastr. 27), St.Gallen