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Kultur
Für ihre Weihnachtskrimiparodie «Advent, Advent» kriegte Drehbuchautorin und Filmemacherin Natascha Beller Lara Stoll und Gabriel Vetter vor die Kamera. Doch die Probleme beginnen bereits beim Titel.
Samichlaus du liebe Mah, was chani zwüsche Tatort und Deville ha? So ähnlich lässt sich die Entstehung der Krimiparodie «Advent, Advent» von SRF beschreiben. «Die Serie ist für all diejenigen, die gerne Tatort und Deville mögen», sagt Natascha Beller.
Jeden Adventssonntag strahlt SRF eine der vier Folgen von «Advent, Advent» aus. Kleine Häppchen im Abendprogramm. Unsere Fragen beantwortet Beller am Telefon, nachdem ihr Partner Patrick «Karpi» Karpiczenko nach Hause gekommen ist und sich ums gemeinsame Baby kümmert.
Die 38-jährige Natascha Beller (ja, sie ist die Tochter des in diesem Jahr verstorbenen Promi-Bauunternehmers Walter Beller) scriptet schon länger fürs Fernsehen. Arbeitete beim «Bestatter» mit und schrieb zusammen mit Karpi die Witze für «Deville». Kauzig und etwas obszön, das ist Bellers Humor. SRF stieg auf ihr Drehbuch für «Advent, Advent» ein. Regie führte sie zusammen mit Karpi.
Für die Hauptrolle hatte Beller von Beginn weg Lara Stoll im Kopf, Gewinnerin des Salzburger Stiers. Stoll stolpert als Dorfpolizistin Nico über den Weihnachtsmarkt, um Terroranschläge und Taschendiebstähle zu verhindern. Dabei ist vieles an ihr selbst nicht sauber. An ihrer Seite ermittelt Kevin (gespielt von Gabriel Vetter), das pure Gegenteil von Nico – und doch eine Art Doppelgänger.
Produziert wurde ursprünglich für SRF2, mit einem tiefen Budget. Dass es die Serie nun ins Hauptprogramm schafft, hat nicht zuletzt mit der SRG-Strategie zu tun, ein jüngeres Publikum abzuholen.
Nun, ist es gelungen? «Advent, Advent» hat etwas trashiges, angefangen beim Titel. Natascha Beller sagt:
Das ist nicht High End, dafür reichten uns weder die Drehzeit noch das Budget.
Doch ist es auch guter Trash? Bedingt. Stoll und Vetter stehen wunderbar entrückt in den Szenen, oder sitzen auch mal auf einem sturen Esel. Das sorgt durchaus für Schmunzeln und Lacher. Die beste Darbietung liefert Beat Schlatter als fieser Weihnachtswichtel. Kaum im Bild fällt er auch schon tot um. Die Folgen sind mit 25 Minuten so kurz, dass man bis zum Höhepunkt in Folge vier durchhält.
Letztes Jahr landete Beller mit ihrer Filmkomödie «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei» einen Hit. Als einzige Schweizer Produktion schaffte es der Film auf die Piazza Grande am Locarno Filmfestival. Und das als Low-Budget-Produktion. Beller und Karpi hatten den Film selbst produziert.
«Als wir uns zu diesem Schritt entschlossen, war das der ultimative Befreiungsschlag», sagt Beller rückblickend. «Ich dachte mir etwas aus und dann setzte ich es um.» Dieses einfache Rezept kam auch bei «Advent, Advent» zum Tragen. Wie lässt man eine Person durch die Luft wirbeln, weil sie von einem Auto erfasst wird? «Ganz einfach: mit einem Trampolin», dachte sich Beller aus. Und? Wie setzte sie es für den Film um? «Ganz einfach: mit einem Trampolin.»
Streckenweise aber fehlt dieser Beller’sche Geist nun. Wer bezahlt, der befiehlt, das ist bei SRF nicht anders. Fiel der ganze Witz, für den «Die fruchtbaren Jahre...» steht, dem Zensurhammer von SRF zum Opfer? Beller verneint.
Schmerzhafte Abstriche aber gab es. «Im Drehbuch lasse ich Lara auf Verbrecherjagd durch einen Zuckerwattestand hindurch rennen. Sie kommt hinaus mit einem Zuckerwattenbart.» Das findet Beller wahnsinnig lustig. Fänden wir auch, hätte es die Szene in die Serie geschafft. Stattdessen müssen wir uns mit Highlights wie diesem begnügen: Weihnachtsmuffel Nico verabschiedet sich von ihren Kollegen in die Ferien nach Indien mit den Worten «Namaste bitches!».
Vielleicht müssen wir auch das Hörspiel abwarten. Es läuft parallel zur Serie im Radio und Natascha Beller hat es als Prequel zur TV-Serie geschrieben.
«Advent, Advent», jeden Adventssonntag im Fernsehen (SRF1) und Radio (SRF3).