Statt eines Co-Piloten sitzt ein Roboter im Cockpit

Das amerikanische Verteidigungsministerium entwickelt Funk- und Robotertechnologien, die Piloten im Cockpit eines Flugzeugs überflüssig machen sollen. So schreitet die Automatisierung des Cockpits weiter voran – der Mensch wird aber weiterhin an Bord bleiben.

Adrian Lobe
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Noch sind die Piloten zu zweit im Cockpit dieses Airbusses A340. (Bild: ky/Martial Trezzini)

Noch sind die Piloten zu zweit im Cockpit dieses Airbusses A340. (Bild: ky/Martial Trezzini)

Der vorsätzlich herbeigeführte Flugzeugabsturz einer Germanwings-Maschine durch einen Co-Piloten hat zu teils heftigen Diskussionen über medizinische Eignungstests und Sicherheitsvorkehrungen in der Luftfahrt geführt. In Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse haben fast alle Airlines die Zwei-Mann-Regel im Cockpit eingeführt. In den USA geht die Diskussion einen Schritt weiter. Die Frage lautet: Wie viele Co-Piloten benötigt man im Cockpit eines Passagierflugzeugs? Gar keinen?

Fortschritte in der Sensortechnologie, Rechenleistung und künstlichen Intelligenz machen menschliche Piloten immer weniger nötig. Schon jetzt kontrollieren Computer die meisten Vorgänge an Bord. Der A320, das Arbeitstier von Airbus, wird fast vollständig durch ein Fly-by-wire-System gesteuert, einer Technik, bei der Steuersignale elektrisch an die Tragflächen und Leitwerke übertragen werden. Flugzeuge werden in der Regel vom Start bis zur Landung vom Autopiloten geflogen und vom Piloten lediglich überwacht. Laut einer Umfrage steuern Piloten der Boeing 777 lediglich sieben Minuten manuell – den Rest übernimmt der Autopilot. Die Computer haben das Kommando im Cockpit übernommen.

Roboterflugtechnologien

Wie die «New York Times» vor kurzem berichtete, arbeiten US-Regierungsbehörden mit Hochdruck an Roboterflugtechnologien. Solche Roboterflugzeuge gibt es bereits in Form von unbemannten Flugobjekten (UAV), deren Navigation aber den Einsatz von bis zu 150 Spezialisten am Boden erfordert. Völlig autonom sind Drohnen also nicht.

Die Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa), eine Forschungsorganisation des US-Verteidigungsministeriums, entwickelt derzeit das Automatisierungssystem Alias, bei dem eine Maschine die Aufgaben des Co-Piloten übernimmt. Der Roboter soll Sprach- und Steuerbefehle erteilen und per Stimmerkennung mit den Fluglotsen kommunizieren. Er soll wie ein menschlicher Co-Pilot die Instrumente im Cockpit bedienen und auch in der Lage sein, das Flugzeug zu landen. Die Vision ist, analog zum autonomen Fahren eine Art roboterisiertes Fliegen zu ermöglichen.

Die Nasa plant laut Informationen der «New York Times» ein ähnliches System, bei dem statt einem Co-Piloten ein Techniker am Boden über eine Software die Maschine fliegt. Das soll Synergien schaffen und Geld sparen. Ein Superpilot, der mehrere Flugzeuge simultan per Fernbedienung steuert? Das klingt dann doch nach Science Fiction.

Wie ein Fahrassistent im Auto

Michael Clapman forscht an der Duke University über Automatisierung. «Die Intention von Alias ist es, einen automatisierten Assistenten für den Flugkapitän zu schaffen, der die Pflichten des Co-Piloten erfüllt», sagt er. Man kann es sich wie einen Fahrassistenten im Auto vorstellen. Der Assistent steuert, der Pilot kann aber weiter eingreifen.

Eine Kombination von Autopilot und Fernsteuerung vom Boden hält Clapman in der zivilen Luftfahrt für technisch machbar. «Maschinen sind sehr gut darin, aufgestellte Regeln einzuhalten, aufmerksam zu sein und Aufgaben zu wiederholen. Trotzdem sind sie nicht in der Lage, auf ungewohnte Situationen zu reagieren.» Dafür brauche es weiterhin ausgebildete und erfahrene Piloten.

Irregeleitete Bordcomputer

Die Automatisierung soll das Fliegen sicherer machen. Doch die Technik hat Tücken. Irregeleitete Bordcomputer haben nach einem Bericht des «Spiegels» einen Lufthansa-Airbus auf dem Weg von Bilbao nach München im November 2014 in einen steilen Sinkflug gezwungen. Die Maschine rauschte mit 1000 Metern pro Minute in die Tiefe. Nur dank der Piloten konnte das Flugzeug unter Kontrolle gebracht werden.