Hommage an Edith Piaf und Marlene Dietrich: Singen, wo die Blumen sind

Die Schauspielerin Isabelle Rechsteiner ist zurück, als Sängerin. Mit der Camerata Salonistica unter Michel Schläpfer entführt sie am Wochenende in die wunderbare Welt von Edith Piaf und Marlene Dietrich.

Martin Preisser
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Michael Schläpfer und Isabelle Rechsteiner sind sich einig: Die Musik von Edith Piaf und Marlene Dietrich berührt einfach. (Bild: Hanspeter Schiess)

Michael Schläpfer und Isabelle Rechsteiner sind sich einig: Die Musik von Edith Piaf und Marlene Dietrich berührt einfach. (Bild: Hanspeter Schiess)

«La vie en rose», das Leben durch die rosarote Brille: Vielleicht berühren die Lieder und Chansons von Edith Piaf und Marlene Dietrich bis heute, weil sie einem eben nicht so rosaroten Leben abgewonnen sind. «Beide hatten keine einfachen Biografien und man hört in ihrer Musik ihre Lebensgeschichte durch», sagt Isabelle Rechsteiner. Länger war es eher still um die St. Galler Schauspielerin, die in letzter Zeit als Leiterin von Theaterkursen, aber vor allem als Mutter zweier Kinder unterwegs war. Jetzt ist sie also zurück, als Sängerin.

Der sprechende Gesang der Dietrich und der Piaf und das tiefe Timbre kommen der Schauspielerin entgegen. «Ich singe diese Chansons, nicht weil ich etwa eine vergleichbare Stimme wie die beiden hätte», betont Isabelle Rechsteiner, «sondern weil sie mich einfach tief berühren.» Sie wolle die Essenz dieser Musik weitertragen, das Publikum an diesem Berührtsein teilhaben lassen, sagt die französisch-schweizerische Doppelbürgerin.

Die Idee ist an einer Silvesterfeier entstanden

Manche kulturelle Ideen können auch einfach bei einem Fest entstehen. Michael Schläpfer, St. Galler Musiklehrer und Dirigent der Camerata Salonistica, hatte an einer Silvesterfeier mit Isabelle Rechsteiner angefangen zu singen, und die Idee eines Dietrich-Piaf-Abends entstand.

Als Teenager habe er alle Chansons von Edith Piaf immer wieder herauf- und heruntergehört, erzählt der Musiker. Und im Untergymnasium hat er einen Vortrag über die Künstlerin gehalten, die 1963 starb und bei deren Beerdigung 40 000 Menschen zugegen gewesen sein sollen. 13 Lieder begleitet Schläpfer jetzt mit seiner Camerata Salonistica, in der Region bekannt für innovative Programmideen. Die originalen Orchesterpartituren hat Schläpfer für sein Ensemble angepasst.

Ein Anti-Kriegslied, das zu Tränen rührt

«Sag mir, wo die Blumen sind» ist ein Lied von Marlene Dietrich, das bis heute keinen unberührt lässt. Michael Schläpfer erzählt von Orchestermusikern, die Tränen in den Augen hatten bei diesem weltberühmten Anti-Kriegslied. Zu Tränen rührt dieses Lied auch Isabelle Rechsteiner. Für sie sei die Silvesteridee eines gemeinsamen Konzerts mit der Camerata wie ein «Geschenk des Himmels» gekommen. Die Sängerin erinnert daran, dass Marlene Dietrich auch eine Flüchtende war, von Nazideutschland nach Paris, wo sie sich in Edith Piaf verliebte, und nach Amerika. Die Dietrich wurde auch auf der Höhe ihres Ruhms das Image der «Verräterin» nicht los. Lange hatte man ihr in Deutschland ihren Einsatz gegen die Nazis übel genommen.

Und was Isabelle Rechsteiner über Edith Piaf sagt, wünscht sie sich für ihr Debüt als Chansonsängerin: «Edith Piaf ist im Singen aufgegangen, sie hat Flügel bekommen, ihre Kunst war facettenreich, sensibel und offen.» «Mon Dieu», «Marie, Marie», aber auch «Allein in einer grossen Stadt» oder «Wenn ich mir was wünschen dürfte»: Viele Chansons der Piaf und der Dietrich sind Ohrwürmer geworden. Gewürzt wird diese doppelte Hommage am Wochenende mit Orchestermusik von Leonard Bernstein und George Gershwin.

Hinweis

Fr, 7.9., 20 Uhr, Gemeindezentrum, Mörschwil; Sa, 8.9., 20 Uhr, Casino, Herisau; So, 9.9., 18 Uhr, KGH Lachen, St. Gallen