Der Schweizer Clown Dimitri ist 80-jährig verstorben. Dimitri entschlief überraschend in der Nacht auf Mittwoch - zuletzt hatte er am Sonntag im Tessin auf der Bühne gestanden.
Die Nachricht von Dimitris Tod hatte sich in der Nacht über die Sozialen Medien verbreitet und wurde in den ersten Stunden des Tages von der Familie bestätigt.
Der "schönste Beruf der Welt"
Dimitri, 1935 in Winterthur geboren und in Ascona aufgewachsen, war auch mit 80 noch unermüdlich. 150mal pro Jahr stand er auf der Bühne - auch für die nächsten Monate waren zahlreiche Auftritte im Tessin geplant sowie eine kleine Tour durch die Romandie und Shows in Stuttgart. Aus Anlass seines 80. Geburtstages verriet Dimitri, mit bürgerlichem Namen Dimitri Jakob Müller, sein Geheimnis für seine körperliche und mentale Fitness. "Ich habe das Glück, den schönsten Beruf der Welt zu haben. Aber natürlich muss ich mich in Form halten. Jeden Tag trainieren und viel auftreten. Ich traniere noch täglich etwa drei Stunden."
Dennoch machte sich Dimitri in letzter Zeit mehrfach gedanken über den Tod. Angst vor dem Sterben habe er nicht, sagte er gegenüber dem St.Galler Tagblatt. Allerdings fürchte er die Vorstellung von Krankheit und Leiden. Für ihn war klar, dass es ein Jenseits gibt. "Die Körper werden von Würmern gefressen. Aber ich bin überzeugt, dass wir in geistiger Form weiter existieren."
Zirkusbesuch als Ausschlaggeber
Dass er Clown werden wollte, wusste Dimitri bereits im Alter von sieben Jahren, als er den Schweizer Clown Andreff im Circus Knie sah. Nach der Schule folgte zwar eine Töpferlehre, Dimitri aber nahm bereits während dieser Zeit Schauspiel- und Akrobatikunterricht und schuf erste kurze Nummern. Nach Lehrjahren als Clown in Frankreich und ersten Engagements fand 1959 die Uraufführung seines ersten Soloprogrammes in Ascona statt.
1971 gründete er in Verscio zusammen mit seiner Frau Gunda Salgo, mit der er vier Kinder hatte, ein Theater in Verscio im Tessin, 1975 folgte die Eröffnung der Scuola Teatro Dimitri, eine Schule für Schauspiel und Akrobatik.
Prix Walo und Swiss Award
Dimitri wurde vielfach ausgezeichnet; so erhielt er etwa 1976 die höchste Theaterauszeichnung der Schweiz, den Hans-Reinhart-Ring, 2000 einen Ehren-Prix-Walo sowie 2009 und 2013 je einen Swiss Award.
Bundesrat Alain Berset traf Dimitri mehrmals im Tessin und hat diese Treffen "in bester Erinnerung". "Dimitri war ein warmherziger, inspirierender Mensch" und "einer der bedeutendsten Bühnenkünstler der Schweiz", erklärte der Kulturminister auf Anfrage der sda in einem Statement. "Dimitri hat uns eindrücklich gezeigt, was Kleinkunst ist: nämlich grosse Kunst mit bescheidenem Gestus." Die Schweiz werde seine Poesie und seine Kunst vermissen. "Er hat uns alle beglückt."
Marco Solari, Präsident des Festival del film Locarno, bezeichnete den Clown als "Poeten, der die Menschen liebte, und geliebt werden wollte". Er sei ein "herzensguter und reiner Mensch" gewesen.
Drei Mal war Dimitri mit dem Nationalcircus Knie auf Tournee. Der Kontakt zwischen der Zirkusdynastie Knie und der Familie Dimitri blieb auch danach eng, wie Direktor Fredy Knie junior der sda sagte. Er ehrte den Verstorbenen als "unglaublichen Künstler, Mimen und Theaterregisseur" und betonte seine Leistung als Lehrer und Mentor am Teatro Dimitri.
Spielfilm geplant
Kurz nach seinem 80. Geburtstag im vergangenen September gab Dimitri bekannt, im Film "Capostazione Molinari" des algerisch-schweizerischen Regisseurs Mohammed Soudani ("Oro verde") die Hauptrolle zu spielen. Die Geschichte eines Bahnwärters habe Dimitri seit 20 Jahren im Herzen gehabt, sagte Produzentin Tiziani Soudani der sda. Drehstart wäre im kommenden Frühling gewesen. (red./sda)