Alte Schweizerlieder, Instrumentals und eine Mazurka-Improvisation: Albin Brun bietet auf seinem Album «Lied.Schatten» eine Werkschau mit der aussergewöhnlichen Sängerin Isa Wiss.
Wie immer, wenn der Luzerner Multiinstrumentalist Albin Brun ein Album veröffentlicht, hört das Herz mit. Da zeichnet mit wenigen Klängen ein Schwyzerörgeli eine alte Sehnsucht in den blauen Herbsthimmel. Da schwelgt ein Akkordeon virtuos durch alpin-südöstliche Harmonien und gibt ein Bass mit knappen Pulsen die Richtung. Und da ist neu eine Stimme, die Geräusche macht, Rhythmen schnalzt, improvisiert. Und wunderbar singt.
Die Stimme gehört der Vokalistin Isa Wiss, Trägerin des Luzerner Jazzpreises 2017, die seit Jahren in Luzern lebt und arbeitet. Wiss ist eine ungewöhnliche Performerin, die in eigenen Projekten mit Klängen, Texten und theatralischen Elementen wunderbare Geschichten baut.
Auf dem Album «Lied.Schatten» improvisiert und singt sie und spielt die Shruti Box, ein indisches Begleitinstrument. Albin Brun tritt schon seit Jahren mit ihr auf, manchmal im Duo, manchmal mit seinem Trio als Quartett, so etwa an Festivals in Moskau und St. Petersburg oder am Stimmenfestival Ettiswil.
«Lied.Schatten» ist ein Querschnitt durch Albin Bruns Schaffen mit der Sängerin. Drei verschiedene Formationen kreuzen sich auf den zehn Stücken, der rote Faden bleibt die Mischung aus dem Vertrauten (Trio) und den Überraschungsmomenten (Isa Wiss). Das Trio mit Albin Brun (Schwyzerörgeli, Sopransax), Patricia Draeger (Akkordeon) und Claudio Strebel (Kontrabass) ist so etwas wie eine Kernzelle im Schaffen von Brun und in mehreren seiner Formationen präsent (Kazalpin, Alpin Ensemble, Album «La Grischa» mit Corin Curschellas).
Die Stücke «Lo» und «Tau» sind seelenvoll interpretierte Instrumentals, die allein vom Trio gespielt werden. Auf sechs Tracks ist das Trio mit Isa Wiss im Quartett zu hören. Und auf den zwei letzten Stücken sind Albin Brun und Isa Wiss im Duo präsent: Frisch und frei improvisiert die Sängerin durch die lüpfige «MazurkaTastrophe», die auf der traditionellen Appenzeller Mazurka 3343 aus der Sammlung von Hanny Cristen basiert. «Längi Zyt» entlässt uns mit jener Emotion, die bei Brun stets mitschwingt.
Der Eröffnungstrack «Es isch ke sölige Stamme» – ein altes Schweizerlied – ist gleich ein Höhepunkt des Albums. Kuhglocken bimmeln, eine gellende Stimme ertönt, wie ein avantgardistischer Naturjuuz. Der Bass nimmt eine groovende Melodie auf, dann beginnt Wiss mit herber Stimme zu singen – ein gelungener Überraschungseffekt. Eigentliche Lieder sind auch «Dr Heimetvogel» und das Tessiner Lied «Girumeta».
In den nächsten Wochen wird das Quartett sein Album auf diversen Schweizer Bühnen live vorstellen. Daneben spielt Brun im Duo mit Bruno Amstad, ist Solist in Peter Roths neuem Werk «Wisst ihr denn nicht? – Ein Requiem für die Lebenden» mit dem Chorprojekt St. Gallen und arbeitet am Repertoire der jungen Volksmusikerin Kristina Brunner.
CD-Taufe: Donnerstag, 27. September, 20 Uhr, Kleintheater Luzern, mit Albin Brun Trio & Isa Wiss.