SCHULTHEATERTAGE: Raus aus der Schule, auf richtige Bühnen

24 Ostschweizer Schulklassen haben unter professioneller Begleitung eigene Theaterstücke erarbeitet. Die Stücke zum Thema «Sinn» werden einander aufgeführt und diskutiert. Nach St. Gallen folgen noch je zwei Tage in Buchs und Weinfelden.

Andreas Stock
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Auftritt der Theatergruppe der Kantonsschule Wattwil. (Bild: Urs Bucher)

Auftritt der Theatergruppe der Kantonsschule Wattwil. (Bild: Urs Bucher)

Acht schwarze Würfel, vier Stellwände, sieben Lichtstimmungen, dazu noch kleine individuelle ­Requisiten – das ist alles, was den Schülerinnen und Schülern für ihre Theaterstücke zum diesjährigen Thema «Sinn» zur Verfügung steht. 24 Schulklassen aus der Ostschweiz haben aus diesen Vorgaben je ein 20 bis 30 Minuten kurzes Schauspiel entwickelt. Mit ihren Lehrern, unterstützt von Fachpersonen aus der Theaterpädagogik.

«Im wahrsten Sinne ein Theater» ist der Titel des letzten Stücks, das am zweiten Tag der Schultheatertage in der Lokremise aufgeführt wird. Dreizehn Schülerinnen und zwei Schüler der Theatergruppe der Kanti Wattwil haben es unter Leitung einer Maturandin einstudiert, ­begleitet von Theaterpädagogin Barbara Bucher. Drei weitere Theaterstücke von Oberstufenklassen aus Gossau, Trogen und Pfäfers waren an diesem Tag bereits zu sehen, diese Schülerinnen und Schüler sitzen nun auf der Zuschauertribüne. Die Wattwiler haben ihre Recherche übers Thema «Sinn» zum lustvoll-spielerischen Stück gemacht – und quasi «alle Sinne versinnbildlicht», sagt ein zuschauender Schüler nach der Aufführung. Denn die gemeinsame Diskussion über die unterschiedlichen «Sinn»-Stücke gehört dazu.

Innerrhoder sind erstmals mit dabei

Es sind die dritten Schultheatertage Ostschweiz, ein Kooperationsprojekt von Theater St. Gallen, Theater Bilitz und der Pädagogischen Hochschule St. Gallen, das von den kantonalen Ämtern für Kultur von St. Gallen, Thurgau und beiden Appenzell gefördert wird. Die Innerrhoder sind erstmals mit dabei, und das gleich mit fünf Klassen. Zwei kommen aus Ausserrhoden, sechs aus dem Thurgau und elf aus dem Kanton St. Gallen – aber keine aus der Stadt St. Gallen. Das wundert auch Mario Franchi, der mit Pe­tra Cambrosio und Kristin Ludin die Projektleitung innehat. Doch mit 24 Klassen habe man auch im dritten Jahr wieder die maximale Teilnehmerzahl erreicht.

Theaterpädagogin Barbara Bucher wirkt seit der ersten Austragung mit; sie hat zwei Ober­stufenklassen und eine 3. Klasse begleitet. Als Coach steht sie für zehn Lektionen zur Verfügung, doch Lehrer und Schüler entscheiden selbst, wie und wie häufig sie von den Theaterfachleuten unterstützt werden wollen. Dank der Begleitung bekämen auch Lehrer die Gelegenheit, mit ihren Klassen Theater zu spielen, die sich das allein nicht zutrauen würden, sagt Barbara Bucher.

Je zwei Tage mit jeweils acht Klassen

Den Unterschied zu Theateraufführungen an der Schule sieht Bucher darin, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur eine Rolle einstudieren, sondern ein eigenes Stück erarbeiten und inszenieren. Zudem gehen sie damit raus aus dem Schulhaus, auf eine richtige Theaterbühne. Hier zeigen sie es Gleichaltrigen und sehen auch deren Interpretation des gemeinsamen Themas. An je zwei Tagen in der Lokremise St. Gallen, im Fabriggli Buchs und im Theaterhaus Thurgau in Weinfelden diskutieren Theaterprofis mit den Schülerinnen und Schülern auch über ihre (nicht öffentlichen) Aufführungen. Die engagierte Wattwiler Kanti-Klasse bekommt viel Lob von Dramaturgin Anja Horst und von Schauspieler Philipp Langenegger. «Dieser Austausch der Schüler untereinander und mit den Profis ist entscheidend», betont Barbara Bucher. Insbesondere für die Ostschweizer Schulen, denn die Schweizerischen Schultheatertage würden meist in die Frühlingsferien fallen, weshalb man daran nicht teilnehmen könne.

Andreas Stock

andreas.stock

@tagblatt.ch

Die Ausschreibung für das Jahr 2018 erfolgt im Sommer über die Kulturvermittlungsplattform kklich.ch