…Es gibt Lieder, die klingen nach John F. Kennedy und bauen einen in schweren Momenten wieder auf… Sommer 1963. Ich zählte drei Jahre. Die Radio Days waren längst angebrochen. Mein Vater verehrte John F. Kennedy.
Sommer 1963. Ich zählte drei Jahre. Die Radio Days waren längst angebrochen. Mein Vater verehrte John F. Kennedy. So hörten wir ab und an auch amerikanische Musik, weshalb es sein kann, dass ich beim Spielen mit Klötzen und Bällen unter und neben dem Stubentisch dieses Lied, das damals in die Charts kam, zum ersten Mal hörte: «That Sunday, That Summer» von Nat King Cole. Ich kenne es auch vom Album «Unforgettable – with Love», auf dem Natalie Cole 1991 Hits ihres Vaters eingespielt hat.
Doch unlängst hörte ich am PC auf YouTube eine Nat-King-Cole-Playlist und schreckte bei diesem Song mitten aus der Arbeit auf. Was war das? Ich unterbrach den Fluss der Playlist, klickte zurück zu «That Sunday, That Summer» und blieb bei dem Song hängen, hörte ihn wieder und wieder… Noch war der Swing lebendig (King Cole hatte sich ja dem Rock'n'Roll verweigert!), und das lassen einen Orchester und Chor mit jedem Takt spüren.
Die Lyrics, welche der Sänger und der vom Kontrabass bis zum Sopran aufgefächerte Chor intonieren, gehen unter die Haut: «If I had to choose just one day / To last my whole life through / It would surely be that Sunday / The day that I met you». Dabei beflügeln Schwarzkehl-Nachtschwalben und Narzissen die aufkeimende Liebe: «Nodding all together, I could almost hear them whisper: / Go on, kiss her, go on and kiss her». Wunderbar!
Vor ein paar Tagen machte eine Freundin einen schweren Verlust durch. Da schickte ich ihr besagten YouTube-Link mitsamt den Lyrics als eine Art Mother's little helper, und sie antwortete stürmisch: «Oh, was für ein Geschenk! Unglaublich schön! Man könnte fast meinen, die Verstorbene habe durch dich diesen Song geschickt.» Wer weiss, aber das Lied mit seinem sanften, lebensbejahenden Schwung hat meine Freundin wieder etwas aufgebaut.
Nat King Cole: That Sunday, That Summer Nat King Cole: The Very Best Of, 2006
Florian Vetsch