Gegenüber in der Grabenhalle spielte am Freitag Wendy McNeill fast gleichzeitig ihren ebenso melancholischen wie tanzbaren Cabaret-Noir-Folk.
«For the Wolf a Good Meal» heisst das neue Album, das Wendy McNeill in der Grabenhalle vorstellte, in die sie nach ihrem ersten Auftritt vor ziemlich genau drei Jahren am Freitag zurückkehrte. «The best meal this week», schwärmt sie, habe sie vor ihrem Auftritt geniessen dürfen.
Das scheint die kanadische Wahlschwedin in beste Laune versetzt zu haben, jedenfalls strahlt sie während des rund eineinhalbstündigen Konzerts meist übers ganze Gesicht. Überhaupt wirkt ihre offensichtliche Lust, auf der Bühne zu stehen, ansteckend: Wenn man sich in der Hundertschaft der Zuhörerinnen und Zuhörer umsieht, blickt man mehrheitlich in schmunzelnde, zufriedene Gesichter.
Das liegt freilich nicht allein an der guten Stimmung, die Wendy McNeill mit ihren zwei Mitmusikern auf der Bühne verströmt, sondern vor allem an ihrer Musik. Gut zwei Drittel ihres aktuellen Albums spielt McNeill in der ersten Stunde, und die neuen Songs, deren mehrheitlich rumpelnder Dreivierteltakt beinahe etwas ihre kompositorische Raffinesse und einschmeichelnde Eleganz verdecken, schleichen sich widerstandslos ins Ohr, machen sich wärmend im Bauch breit und gleiten unmerklich in die Beine, die zu wippen beginnen.
Die zierliche Musikerin tastet mit nach hinten gestrecktem Rücken flink über ihr vorgehängtes Akkordeon. Auf Stöckelschuhen leicht breitbeinig stehend, singt sie mal feen- mal mädchenhaft, unterstützt von Loops; sie stampft mit dem Fuss den Takt und wirkt stets elegant. Gelegentlich wirft sie dann einen schelmischen Blick ins Publikum, wenn sie ihre märchenhaften und kuriosen Moritaten erzählt, die in ihren unerhört einnehmenden Noir-Folk gekleidet sind. Andreas Stock