Sammeltick aus Expertensicht

Im Rahmen der Ausstellung «Die Welt in Schachteln» dringt das Textilmuseum mit fünf Museumsgesprächen noch tiefer in das Universum der Sammler vor. Den Anfang macht morgen Elmira Claude, bekannt vom Film «Messies – ein schönes Chaos».

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Elmira Claude im Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos» von Ulrich Grossenbacher. (Bild: pd)

Elmira Claude im Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos» von Ulrich Grossenbacher. (Bild: pd)

Krawatten, Theaterkostüme, exotische Gewänder, Haute-Couture-Raritäten, Textilmusterbücher, Garnspulen und Stopfeier: Das sind die Exponate der Ausstellung «Die Welt in Schachteln», mit der das Textilmuseum derzeit nach dem Wesen des Sammelns beziehungsweise der Motivation der Sammler fragt. Die Reihe «Museumsgespräche – Der andere Blick» öffnet das Spektrum nun über das Textile hinaus. Sie lässt in den nächsten fünf Wochen fünf Ostschweizerinnen und Ostschweizer zu Wort kommen, die bei aller Verschiedenheit eines gemeinsam haben: Sie sind Experten in Sachen Sammeln.

Sammeln als innerer Zwang

Den Anfang macht morgen abend Elmira Claude. Die St. Gallerin ist vor zwei Jahren einem breiteren Filmpublikum bekannt geworden als gelenkige Frau, die in ihrer Wohnung täglich über meterhoch getürmte Zeitungs- und Kassettenstapel klettert. Elmira Claude ist eine von fünf Porträtierten in Ulrich Grossenbachers Film «Messies – ein schönes Chaos». Der Regisseur zeigt darin nicht mit dem Moralfinger dessen, der alles unter Kontrolle hat, auf andere, sondern begegnet mit feinfühliger Neugier Menschen, die nicht vom Sammeln und Sich-ansammeln-Lassen wegkommen. Etwa zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung gelten laut Schätzungen als Messies. Elmira Claude, die auch Vorstandsmitglied des Vereins Less-Mess ist, setzt sich im Museumsgespräch mit ihrer lebenslangen Erfahrung mit dem «Sammeltick» und seinen Folgen auseinander.

Der Jurist Eugen Auer, bekannt auch für die Sammlung seiner träfen Gedichte «Ein Appenzeller namens…», ist durch Heirat zum Sammeln gekommen und berichtet, wie er lernte, sich das Leben mit einer Kunstsammlung zu teilen.

Die Welt in Ordnung bringen

HSG-Prorektorin Ulrike Landfester geht von Goethes Aufsatz «Der Sammler und die Seinigen» aus und stellt den Dichter als passionierten Kunstliebhaber und -sammler vor. Die Sozialwissenschafterin Monika Kritzmöller geht der Frage nach, inwiefern das Sammeln ein Versuch – ein tauglicher Versuch – ist, die Welt in Ordnung zu bringen. Bei Ursula Karbacher schliesslich stehen wieder Textilien im Vordergrund. Die Kuratorin des Textilmuseums erläutert die Eigenheiten und Schwierigkeiten des Sammelns von Stoffen und Kleidern. (Hn.)

24. Oktober: Elmira Claude; 31. Oktober: Ursula Karbacher; 14. November: Eugen Auer; 21. November: Ulrike Landfester; 28. November: Monika Kritzmöller. Jeweils 18.30 Uhr im Textilmuseum